US-Sicherheitsberater in Israel: USA setzen auf Abschwächung der Bodenoffensive

Während die IDF in den vergangenen Wochen wahllos Infrastruktur im Gazastreifen bombardiert haben, erwartet die US-Regierung nun einen Übergang der Bodenoffensive mit hoher Intensität zu "gezielteren" militärischen Operationen. Jake Sullivans Besuch findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem US-Beamte das Vorgehen Israels im Gazastreifen zunehmend kritisch bewerten.

Die USA erwarten nach Gesprächen mit der israelischen Führung einen Übergang der Bodenoffensive mit "hoher Intensität" im Gazastreifen zu "gezielteren" militärischen Operationen. Es habe nie die Erwartung gegeben, dass es auf unbestimmte Zeit einen großen zerstörerischen Einsatz am Boden geben würde, betonte ein ranghoher Vertreter der US-Regierung in Tel Aviv. Ziel sei es, dass Israel sich in der Zukunft genauer auf bestimmte Ziele und militärische Infrastruktur konzentriere. Er sprach dabei über die Treffen des Nationalen Sicherheitsberaters der USA Jake Sullivan in Israel – unter anderem mit Regierungschef Benjamin Netanjahu. In diesen sei besagter Übergang Thema gewesen.

Israel muss "in wenigen Wochen und nicht in Monaten in die neue Intensitätsphase übergehen", erklärte Sullivan nach Angaben zweier US-amerikanischer und israelischer Beamter, die mit Axios sprachen. "Sullivan drängte Netanjahu und die Mitglieder des Kriegskabinetts auf den Zeitplan und Einzelheiten der Planung, wann die Phase geringer Intensität des Krieges beginnen und wie sie aussehen wird", fügte der Beamte des Weißen Hauses hinzu. Die New York Times hatte zuvor berichtet, dass Washington Israel aufgefordert habe, die Bodenoffensive im Gazastreifen bis Jahresende zu beenden.

Während seines Besuchs in Israel traf sich Sullivan auch mit Mossad-Direktor David Barnea. Einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 12 zufolge diskutierten die beiden Möglichkeiten für ein neues Gefangenenaustauschabkommen zwischen der Hamas und Israel.

"Die US-Regierung diskutiert derzeit mehrere Initiativen mit den beiden Parteien Hamas und Israel, um die Vereinbarung zur Freilassung von Geiseln und Gefangenen zwischen ihnen zu erneuern", berichtete Channel 12.

Die Gespräche finden nur wenige Tage statt, nachdem saudische Medien berichteten, dass in einer europäischen Hauptstadt geheime Verhandlungen zwischen israelischen und katarischen Delegationen über einen neuen Gefangenenaustausch stattfinden. Die Hamas hat außerdem erklärt, dass jedes künftige Austauschabkommen die Freilassung aller in israelischen Gefängnissen festgehaltenen Palästinenser beinhalten müsse.

Sullivans Besuch findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem US-Beamte das Vorgehen Israels im Gazastreifen zunehmend kritisch beurteilen. Washington versorgt Tel Aviv jedoch weiterhin mit Bomben und Munition, um den Angriff fortzusetzen.

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