Der russische Präsident Wladimir Putin fährt diese Woche gleichsam die Ernte eines für ihn sehr erfolgreichen Jahres ein. Die Gegenoffensive der Ukraine ist krachend gescheitert, wobei die ersten Risse in der Führungsebene der Kiewer Regierung sichtbar geworden sind. Vom Gaza-Krieg profitiert auch der Kreml, da die internationale Aufmerksamkeit mittlerweile von der Ukraine auf Israel abgelenkt worden ist. Und seitdem der Westen im Nahost-Konflikt einseitig Partei für Israel ergriffen hat, gibt das Putin neue Gelegenheiten, als Anführer des Globalen Südens aufzutreten. Vor diesem Hintergrund traf der russische Präsident am Mittwoch zu einem Kurzbesuch am Golf in den Vereinigten Arabischen Emiraten und dann später in Saudi-Arabien ein.
Obwohl die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ein Verbündeter der USA sind, haben sie enge Beziehungen zu Russland. Bei der Ankunft des Kremlchefs flogen Maschinen der Luftwaffe der Emirate in Formation. Die Flugzeuge gaben dabei Rauch in den Nationalfarben Russlands ab. Soldaten auf Pferden und Kamelen säumten die Ankunftsroute. An Masten wehten russische Flaggen und der Vereinigten Arabischen Emirate. Der prunkvolle Empfang unterstrich die weitreichenden Beziehungen der VAE zu Russland.
Der Empfang zeugte davon, dass das westliche Narrativ über die angeblich weltweite Isolation Russlands der Realität widerspricht. Die Bilder über den herzlichen Empfang Putins in der VAE standen im Kontrast zum Empfang des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Katar, wo man den deutschen Politiker absichtlich eine halbe Stunde lang im Flugzeug warten ließ.
Der Besuch des russischen Präsidenten in den Emiraten unterstreicht die weitreichenden Geschäftsbeziehungen der VAE zu Russland, die sich seit der Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Moskau ausgeweitet haben. Die VAE sind für Russland vor allem ein wichtiger Weg, die westlichen Sanktionen zu umgehen.
Nach Putins Ankunft in der saudischen Hauptstadt Riad tauschten er und Kronprinz Mohammed bin Salman einen kräftigen Händedruck und ein Lächeln aus. Putin sagte, die russisch-saudischen Beziehungen hätten "ein Niveau erreicht, das sie nie zuvor gesehen haben". Der russische Präsident und der saudische Kronprinz sprachen am Mittwoch als Mitglieder der OPEC+ über die weitere Zusammenarbeit bezüglich der Ölpreise, wie ein Sprecher des Kremls mitteilte. Für das kommende Jahr kündigte bereits die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an, weniger Öl zu fördern. So sollen die Preise wieder in die Höhe klettern und davon profitieren wiederum die Länder des Globalen Südens. Im Format OPEC+ stimmen sich Saudi-Arabien und Moskau ab. Russland ist auf hohe Ölpreise angewiesen, um die im Ukraine-Krieg gestiegenen Kosten für die Rüstung zu finanzieren.
Putin und bin Salman, die zusammen ein Fünftel des täglich geförderten Öls kontrollieren, unterhalten seit Langem enge Beziehungen, seitdem Riad versucht, seine Beziehungen zum Westen und Osten auszubalancieren.
Die VAE und Saudi-Arabien sind maßgeblich an den internationalen Bemühungen um eine Beilegung des Krieges zwischen Israel und der Hamas beteiligt. Putin bezeichnete bereits den Gaza-Krieg als ein Versagen der US-Diplomatie. Saudi-Arabien und die Emirate haben an verschiedenen Stellen auch deutlich gemacht, dass sie sich im Großkonflikt zwischen Russland und dem Westen nicht auf eine Seite stellen wollen.
Sowohl die Emirate als auch Saudi-Arabien wollen im kommenden Jahr unter russischem Vorsitz Mitglieder der Vereinigung der BRICS-Staaten werden – das wäre aus der Sicht der Kremlführung dann ein weiterer Schritt in Richtung einer multipolaren Weltordnung, die eine von Washington dominierte Ordnung ablösen soll. Putin wird seine diplomatischen Bemühungen am Donnerstag fortsetzen und den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi im Kreml empfangen. Seit dem Ukraine-Krieg bildet sich eine neue Allianz unter den Staaten im Globalen Süden, die sich vom westlichen Weltordnungsbild nicht mehr einspannen lassen wollen.
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