Eine Einheit der israelischen Armee, die die Grenze zum Gazastreifen überwacht, warnte das Kommando vor verdächtigen militanten Aktivitäten, doch die Berichte wurden ignoriert. Dies berichtete die Zeitung Haaretz nach einem Gespräch mit den Soldatinnen.
Laut den Soldatinnen vernachlässigte das Kommando diese Meldungen aufgrund von Sexismus und Altersdiskriminierung. Eine Soldatin erzählte:
"Dies ist eine Einheit, die ausschließlich aus jungen Frauen und jungen weiblichen Kommandeuren besteht. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Dinge anders wären, wenn Männer an diesen Bildschirmen sitzen würden."
Die Berichte enthielten Informationen über die Ausbildung von Hamas-Kämpfern im Überwinden von Hindernissen, die aktive Nutzung von Fahrzeugen und das Auftauchen von Geräten zur Deaktivierung von Kameras.
Diese Beobachterinnen-Teams sind Teil der Grenzschutztruppen und arbeiten entlang der Grenzen des Landes. Sie werden als die "Augen der Armee" bezeichnet, weil sie die IDF rund um die Uhr mit Informationen versorgen. Die Soldatinnen sammeln mit Hilfe von Kameras und Sensoren Informationen und leiten diese dann an den Geheimdienst weiter. Die Überwachung wird ausschließlich von Frauen durchgeführt, wie Haaretz im Jahr 2022 feststellte. Damals beschwerten sich mehrere weibliche Militärangehörige bei der Zeitung über unerträgliche Dienstbedingungen sowie Vernachlässigung durch Kommandeure.
Eine Soldatin namens Ilana sagte der Zeitung, dass die Militanten zwei Monate vor dem Angriff begannen, täglich Drohnen abzufeuern. Diese seien nahe an den Zäunen geflogen. Anderthalb Monate vor dem Angriff bemerkte das Militär, dass ein exakter Nachbau eines IDF-Beobachtungspostens in einem Hamas-Ausbildungslager errichtet worden war und die Militanten begannen, einen Angriff auf die Anlage zu üben. Die Warnung darüber sei ignoriert worden, sagte Ilana. Eine weitere ungenannte Soldatin erklärte, sie habe gesehen, wie die Militanten einen exakten Nachbau eines Merkava Mark 4-Panzers gebaut und dessen Zerstörung geübt hätten.
Außerdem schlug die israelische Armeeführung am 7. Oktober, dem Tag des Angriffs, spät in der Nacht nach Angriffen auf Bevölkerungszentren zwar Alarm, aber die Beobachtereinheiten wurden nicht alarmiert. Eine Soldatin namens Yara sagte:
"Die IDF hat uns zur leichten Beute gemacht. Die IDF-Soldaten hatten wenigstens Waffen und wurden wie Helden getötet. Die Kundschafterinnen wurden von der Armee im Stich gelassen und einfach getötet, ohne sich verteidigen zu können."
Reuters-Quellen bei den israelischen Geheimdiensten bestätigten, dass die Vorbereitungen der Hamas entdeckt worden waren, doch gelang es den Militanten, Tel Aviv davon zu überzeugen, dass sie keinen Krieg wollten und sich auf wirtschaftliche Fragen konzentrierten. Israel erwartete, dass wirtschaftliche Zugeständnisse die Situation stabilisieren und die Hamas besänftigen würden.
Die Gruppe nutzte neben den von Israel abgehörten Kommunikationskanälen auch solche, von denen die IDF nichts wussten, um ihre wahren Absichten zu verschleiern, so der ehemalige stellvertretende Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrates Eran Etzion:
"Sie haben eine alternative Realität geschaffen."
Experten sagten, dass die Militanten auch dadurch unterstützt wurden, dass sie auf altbewährte Methoden zurückgriffen, während sich das israelische Militär auf technologische Innovationen verließ. Die Hamas-Kämpfer schalteten keine technischen Mittel ein, was dazu beitrug, dass sie von feindlichen elektronischen Erkennungsgeräten unentdeckt blieben.
Mehr zum Thema - Israel erwägt Invasion des südlichen Gazastreifens