In Israel sind infolge der jüngsten Eskalation des Nahost-Konflikts rund 300.000 Reservisten einberufen worden. Dass sich der Sohn des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, Yair, weiterhin im US-Bundesstaat Florida aufhält und nicht mobilisiert wurde, hat bei einigen Einberufenen ein ungutes Gefühl hinterlassen, berichtete die britische Zeitung Times of London.
"Yair genießt sein Leben in Miami Beach, während ich an der Front bin", sagte ein Soldat, ein Freiwilliger, der an der Grenze zum Libanon gegen die Hisbollah kämpft, gegenüber der Zeitung. Die "Verantwortlichen für diese Situation" würden ihren Teil der Last nicht tragen und "Misstrauen und Wut" in den Reihen schüren.
"Unsere Brüder, Väter und Söhne gehen alle an die Front, aber Yair ist immer noch nicht da. Das trägt nicht dazu bei, Vertrauen in die Führung des Landes aufzubauen."
Ein anderer Kämpfer, der sich freiwillig gemeldet hat und sich auf seinen Einsatz an der Südfront gegen die Hamas vorbereitet, sagte, dass er aus den USA zurückgeflogen sei und seinen Job, sein Leben und seine Familie zurückgelassen habe.
Beschimpfung von Demonstranten als "Terroristen"
"Ich kann auf keinen Fall dort bleiben und mein Land, mein Volk, in dieser kritischen Zeit im Stich lassen. Wo ist der Sohn des Premierministers? Warum ist er nicht in Israel?", sagte der Freiwillige. "Dies ist der vereinigende Moment für uns als Israelis in unserer jüngeren Geschichte. Und jeder einzelne von uns sollte jetzt hier sein, auch der Sohn des Premierministers."
Alle Israelis sind bis zum Alter von 40 Jahren zum Militärdienst und zur Einberufung in die Reserve verpflichtet. Yair Netanjahu ist 32 Jahre alt. Bei den israelischen Streitkräften diente er als Sprecher. Anfang des Jahres zog er in die USA, nachdem er in den sozialen Medien Israelis, die gegen die Justizreformen seines Vaters protestierten, als "Terroristen" beschimpft und die USA beschuldigt hatte, die Unruhen zu finanzieren.
Über seine Instagram-Seite sammelt Yair nun Spenden für Nicht-Regierungsorganisationen, die rund 120.000 Israelis unterstützen, die seit dem Hamas-Angriff aus dem Norden und Süden des Landes evakuiert wurden. Ein von der Times of London verwendetes Foto zeigt den Sohn des Ministerpräsidenten bei der Abfertigung von Hilfspaketen im Lager von "Yedidim USA", einer jüdischen Wohltätigkeitsorganisation in Fort Lauderdale.
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