Die Journalistin Karin Leukefeld geht in einem Kommentar zum Nahost-Konflikt in der Wochenzeitung Unsere Zeit davon aus, dass Israel die Auslöschung des Gazastreifens vorbereitet. Sie leitet das aus den Zeugnissen her, die belegen, dass Israel ohne militärischen Zweck zivile Infrastruktur und Zivilisten in Gaza attackiert. Die Zahl der zivilen Opfer ist enorm und stützt die These, dass ein Genozid bevorsteht.
"Nun führt die israelische Armee aus, was Netanjahu angekündigt hat. Gaza und seine Bewohner sollen mit massiven Luftangriffen von der Landkarte getilgt werden", schreibt Leukefeld
Leukefeld beschreibt ausführlich die Gräuel, die im abgeriegelten Gazastreifen herrschen, um dann den Blick zu weiten und ihn auf die Region und westliche Politik zu lenken. Der Westen, allen voran die USA, hätten längst signalisiert, dass sie ein Massaker an den Palästinensern in Gaza hinnehmen werden.
Medial werde versucht, einerseits die Solidarität mit Israel zu erhöhen. Die grausamen Bilder aus Gaza würden gleichzeitig unterdrückt. Forderungen nach beispielsweise humanitären Korridoren westlicher Politiker dienten vor allem dazu, die Bereitschaft der Menschen im Westen zu erhöhen, die Vertreiber und das Massaker an den Palästinensern letztlich zu akzeptieren.
"Aufgabe für "werteorientierte" westliche Politiker ist, die Vernichtung und Vertreibung der Palästinenser mit "humanitären Korridoren", Ausreisemöglichkeiten für Palästinenser mit ausländischen Pässen, Druck auf die Hamas und Kriminalisierung ihrer Anhänger und aller, die Palästina unterstützen, zu begleiten."
Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass die Länder in Nahost das Vorhaben des Westens und Israels hinnehmen werden. Die Massenproteste in der Region zur Unterstützung der Palästinenser seien dafür ein Beleg. Aber auch die Politik der Region setzt sich vom Westen ab.
"Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ließ den US-amerikanischen Außenminister Antony Blinken auf ein Gespräch warten und stimmte sich derweil mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi ab. Blinken, der von Saudi-Arabien eine Fortsetzung der "Normalisierung" mit Israel und eine Verurteilung der Hamas forderte, wurde in Riad beides nicht zugesagt."
Länder in der Region weigern sich, den Vorgaben aus dem Westen zu folgen. Ägypten öffnet den Grenzübergang in Rafah nicht. Jordaniens König Abdullah II. hat bei seinem Besuch in Berlin Kanzler Scholz eine Absage erteilt, weitere Flüchtlinge aus Palästina aufzunehmen. Leukefeld erläutert den Grund, warum Ägypten die Grenze geschlossen lasse:
"Nicht, weil man mit einer Million oder mehr Flüchtlingen überfordert sei, sondern weil Ägypten damit der Vertreibung der Palästinenser aus ihrem Land Tür und Tor öffnen und Israels Vernichtungsplan unterstützen würde."
Ein Vermittlungsvorschlag kommt bisher aus China. China plädiert für die Anerkennung eines Palästinenserstaates in den Grenzen von 1967. Ein Besuch der Vertreter der Arabischen Liga in Peking verdeutliche, dass man China inzwischen mehr vertraue als den USA. Dennoch drohe die Situation zu eskalieren. Leukefeld schreibt dem Iran eine bedeutende Rolle zu. Die vom Iran unterstützten Widerstandsgruppen seien bereit, in den Konflikt einzugreifen.
Leukefeld prognostiziert dem Westen eine Niederlage. Abschließend schreibt sie:
"Das blutige Geschehen, das sich mit einem militärischen Eingreifen der USA und deren Drohungen gegenüber anderen Staaten der Region – Libanon, Syrien, Irak, Iran – abzeichnet, wird die Region nachhaltig verändern. Die arabischen Staaten gehen zu den USA auf Distanz und wenden sich den führenden Staaten im Osten Asiens – Iran, Russland, China – zu. Israel wird geschwächt zurückbleiben, die USA werden sich geschlagen aus der Region zurückziehen müssen. Die EU wird in der Region keine Rolle mehr spielen. Stattdessen soll sie das von den USA bereitete Schlachtfeld in der Ukraine weiter befeuern."
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