Albrecht Müller: "Unsere Medien verbreiten das Märchen von der Überraschung Israels"

Es sei nicht vorstellbar, dass Israel von den Vorbereitungen der Palästinenser zum Überfall nichts gewusst hat, meint der Gründer der NachDenkSeiten Albrecht Müller. Israel kommt der Überfall gelegen. Er legitimiert ethnische Säuberungen und lenkt von innenpolitischen Problemen ab.

Der Gründer der unabhängigen Nachrichtenplattform NachDenkSeiten, Albrecht Müller, glaubt nicht, dass die Palästinenser unbemerkt von Israel in der Lage waren, einen Angriff vorzubereiten. Ebenso sei die Berichterstattung der deutschen Medien dazu wenig glaubhaft. 

Müller schreibt: 

"Unsere Medien glauben und verbreiten mehrheitlich das Märchen von der Überraschung Israels durch die Angriffe der Palästinenser. Sie verbreiten dieses Märchen im Zusammenspiel mit verantwortlichen Politikern, an der Spitze der Bundespräsident."

Der ehemalige Planungschef im Bundeskanzleramt unter Bundeskanzler Willy Brandt, Albrecht Müller, glaubt, die Vorbereitungen der Palästinenser auf den Angriff seien von Israel bewusst geduldet worden. 

"Man kann davon ausgehen, dass Israel die Vorbereitung auf die Angriffe aus dem Gazastreifen wahrgenommen hat. Israel hat diese Vorbereitungen und dann auch die palästinensische Militäraktion vermutlich hingenommen, um nach den Angriffen einen weltweit publizierten und akzeptierten Grund dafür zu haben, im Gazastreifen aufzuräumen."

Müller spricht in diesem Zusammenhang von "ethnischen Säuberungen". Zudem verweist er auf die innenpolitischen Spannungen in Israel durch die Justizreform. Die Proteste gegen die Reform reißen seit Monaten nicht ab. Durch den Angriff der Palästinenser rückt das Thema in den Hintergrund. 

"Der Angriff der Palästinenser auf Israel hat noch eine andere vorteilhafte Begleiterscheinung für die israelische Regierung. Die harte innenpolitische Auseinandersetzung um die Justizreform wird von der Bedrohung durch die Palästinenser überlagert."

Müller verweist zudem auf Spekulationen von Nahost-Experten, die es für möglich halten, dass auch der Iran im Fokus steht und westliche und israelische Militärs den Überfall auf Israel durch die Hamas als Vorwand für eine Intervention nehmen könnten. 

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