Vor etwa zwölf Jahren brach mit brutaler Gewalt eine von außen angestachelte Rebellion gegen die staatliche Existenz Syriens aus, wobei die Regime-Change-Agenda des Westens in Syrien längst gescheitert ist. In einem Fernsehinterview mit Sky News prangerte aber der syrische Präsident Bashar al-Assad am Mittwoch Versuche an, in Syrien das "Szenario von Libyen und Irak" nachzustellen und das Land in einen "Terrorzustand" zurückzuversetzen. "Es spielen sich Szenarien ab, die darauf abzielen, in Syrien einen Staat des Terrors zu schaffen, wie es bei Gaddafi und Saddam Hussein der Fall war", sagte der syrische Präsident.
Assad bezog sich auf die US-Invasion im Irak im Jahr 2003 und Washingtons illegalen Sturz der Regierung von Saddam Hussein sowie auf den NATO-Krieg in Libyen im Jahr 2011, der zur Ermordung des libyschen Präsidenten Muammar al-Gaddafi führte und das nordafrikanische Land, das einst den höchsten Index der menschlichen Entwicklung des Kontinents aufwies, in ein völliges Chaos stürzte.
Assad äußerte sich auch zu dem seit zwölf Jahren andauernden Krieg gegen Syrien unter Führung der USA und unterstrich, dass sein Rücktritt nie eine Option gewesen sei, "weil es bedeutete, dem Krieg [und dem Land selbst] zu entfliehen".
Auf die Frage nach der Wiederaufnahme von Verhandlungen mit der sogenannten syrischen Opposition antwortete Assad, die Opposition, die er anerkenne, sei die Opposition vor Ort, nicht die von außen, womit er sich auf die von den USA und der Türkei unterstützten islamistischen Gruppen und politischen Organisationen außerhalb Syriens bezog.
Die USA und die Türkei halten große Teile Syriens besetzt und unterstützen bewaffnete separatistische und islamistische Gruppen. Den US-Besatzungstruppen in Syrien wurde zudem vorgeworfen, dem IS und anderen extremistischen Gruppierungen in ihrer Basis in der südöstlichen Region At-Tanf Unterschlupf zu gewähren.
Während die von Russland und Iran unterstützten Bemühungen um eine Aussöhnung zwischen Ankara und Damaskus ins Stocken geraten sind, hat die Türkei nicht die Absicht geäußert, ihre Streitkräfte aus Syrien abzuziehen oder die Unterstützung für militante Gruppen einzustellen – die wichtigste syrische Bedingung für die Fortsetzung der Verhandlungen. Der syrische Präsident sagte gegenüber Sky News: "Der Terrorismus in Syrien ist eine türkische Industrie ... mit einem Treffen (mit mir) verfolgt Erdoğan das Ziel, die Präsenz der türkischen Besatzung in Syrien zu legitimieren. Ein Treffen mit Erdoğan wird es unter diesen Bedingungen nicht geben." Bei dem jüngsten Gipfel der Arabischen Liga hielt Assad eine historische Rede, in der er auf die Chance hinwies, die sich der Region biete, sich von der westlichen Dominanz zu lösen. Assad warnte die arabischen Staaten vor "osmanischem Expansionismus".
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