Am Mittwochabend sind in Tel Aviv Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. In der größten Stadt Israels blockierten Protestierende die viel befahrene Ayalon-Autobahn und die Kaplan-Straße. Darüber hinaus tanzten sie im Freien und zündeten Feuer an. Bei dem Versuch, die Menschenmengen zurückzudrängen, setzte die Polizei Wasserwerfer ein.
Auslöser der Proteste ist der Rücktritt von Polizeichef Ami Eshed. Eshed ist unter den Einwohnern der Stadt beliebt, stand aber in Konflikt mit nationalen Behörden, vor allem mit dem Innenminister Itamar Ben-Gvir, der ein härteres Vorgehen gegen die monatelangen Anti-Regierungsprotesten forderte. Der Polizeichef war im Gegenteil der Ansicht, dass Demonstrationen im Rahmen des Gesetzes erlaubt sind. In einer Erklärung betonte Eshed, er sei unter anderem durch politischen Druck zum Rücktritt gezwungen worden. Für seine Haltung, die einen Bürgerkrieg verhindern könne, zahle er einen unerträglichen Preis, erklärte er.
Inzwischen wurde ein Protestierender unter Verdacht auf ordnungswidriges Verhalten festgenommen. Nach polizeilichen Angaben habe er eine Barriere durchgebrochen. Ein weiterer Mann habe versucht, die Festnahme zu verhindern und sei ebenfalls festgenommen worden. Außerdem soll auf der Ayalon-Autobahn ein Fahrzeug in eine Gruppe Demonstranten gefahren sein. Laut der Polizei sei der Fahrer festgenommen worden. Verletzte habe es keine gegeben.
Seit Januar gehen Menschen in Israel regelmäßig auf die Straßen, um gegen die umstrittene Justizreform von Premierminister Benjamin Netanjahu zu protestieren. Zehntausende Menschen blockierten Straßen sowie den größten Flughafen des Landes, wobei die Ayalon-Autobahn und die Kaplan-Straße zum Treffpunkt der Protestierenden wurden. Schließlich setzte Netanjahu die Reform aus, die Israel laut Kritikern in Richtung Diktatur treiben könnte. Die Verhandlungen über das Gesetz wurden jedoch vor kurzem wieder aufgenommen.
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