Nach monatelanger Überwachung durch den türkischen Geheimdienst (MIT) sei ein Spionagering aufgedeckt worden, "der aus 56 Spezialagenten bestand, die für den israelischen Mossad arbeiteten." Die örtlichen Behörden nahmen sieben Verdächtige fest. Berichten zufolge spionierte die Zelle nicht-türkische Staatsangehörige in der Türkei aus.
Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Daily Sabah wurde die Überwachungsaktion von der Istanbuler Polizei und der türkischen Anti-Terrorismus-Abteilung durchgeführt. Beide Behörden sollen demnach von den festgenommenen Verdächtigen in ihren schriftlichen Aussagen Geständnisse über die Zusammenarbeit mit dem israelischen Geheimdienst erhalten haben.
Aus den MIT-Dokumenten geht hervor, dass die sieben festgenommenen Verdächtigen der 56-köpfigen Einheit mit neun Netzwerken verbunden waren, die allesamt dem Mossad unterstehen.
Die Agenten hatten demnach die Aufgabe, über eine Online-Routing-Methode biografische Informationen über Ausländer zu sammeln. Dies erforderte unter anderem die Verfolgung von Fahrzeugbewegungen mittels GPS-Überwachung und das Hacken von WLAN-Netzwerken, um die privaten Standorte der Zielpersonen zu ermitteln.
Der Mossad habe auch Kommunikationskanäle zwischen seinen Agenten in der Türkei eingerichtet, und zwar über "Einweg"-Handys, die zu falschen Identitäten aus Deutschland, Schweden, dem Vereinigten Königreich, Spanien, Belgien, Malaysia und Indonesien gehören.
Der MIT fand außerdem heraus, dass der Mossad seine arabischstämmigen Spione von Istanbul aus insbesondere in den Libanon und nach Syrien geschickt habe, um Informationen zu sammeln und Orte zu markieren, die von bewaffneten Drohnen angegriffen werden sollten. Zudem habe der türkische Geheimdienst in Erfahrung gebracht, dass der Mossad komplizierte Methoden entwickelt und verschiedene Operationen in Istanbul durchgeführt habe, um dem türkischen Geheimdienst zu entgehen.
Trotz der Verhaftung von Mossad-Kollaborateuren haben der türkische Geheimdienst und der Mossad mehrfach zusammengearbeitet, um "Terroranschläge" zu verhindern – unter anderem bei einer gemeinsamen Operation im September 2022. Damals war der amtierende Außenminister Jair Lapid in die Türkei gereist.
Israel rechnete zu jener Zeit mit Angriffen auf seine Bürger in der türkischen Metropole Istanbul durch "iranische Agenten". Nach der Ermordung des iranischen Obersts Sajjad Chodai, einem ranghohen Mitglied der Quds-Einheit der Revolutionsgarde, in Teheran hatte Irans Präsident Ebrahim Raisi Vergeltung angekündigt.
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