Spätestens seit der von China vermittelten Wiederannäherung zwischen den Rivalen Iran und Saudi-Arabien ist klar, dass der Westen immer weniger Bedeutung für seine einstigen Verbündeten am Persischen Golf hat. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat nun eine diplomatische Offensive gestartet, um ein Stückchen Einfluss der EU in der Region wieder zurückzugewinnen.
Saudi-Arabiens Außenminister Prinz Faisal bin Farhan traf sich am Montag in Dschidda mit seiner deutschen Amtskollegin Baerbock, teilte das saudische Außenministerium mit.
Während ihres Treffens diskutierten die Spitzendiplomaten die bilateralen Beziehungen und erkundeten Möglichkeiten, diese zu verbessern, teilte das Ministerium in einem Tweet mit. Sie diskutierten auch über Möglichkeiten zur Verbesserung der bilateralen Koordinierung in regionalen und internationalen Fragen, fügte das Ministerium hinzu.
Baerbock dankte nach Angaben des Ministeriums auch Saudi-Arabien für seine Bemühungen bei der Evakuierung deutscher Staatsangehöriger aus dem Sudan.
Bei ihrem Besuch in Saudi-Arabien hat sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock für eine Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen ausgesprochen, wobei sie auch versuchte, die Saudis im Bereich der Rechtsstaatlichkeit zu belehren.
Saudi-Arabien habe ein "unglaubliches Potenzial" für eine Klimapartnerschaft in den Bereichen grüner Wasserstoff und Windenergie, sagte Baerbock in Dschidda. Wirtschaftliche Kooperation könne aber nicht "losgelöst von Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Freiheitsrechten betrachtet werden", fügte sie hinzu. Dies seien "zwei Seiten einer Medaille".
Die arabischen Golfstaaten haben ihre Beziehungen wirtschaftlich und politisch diversifiziert. Sie machen Geschäfte mit China, Indien und Russland, während Europa und vor allem Deutschland mehr denn je von seinen arabischen Rohstofflieferanten abhängig ist.
Baerbock war am Montag zu ihrem ersten Besuch in Saudi-Arabien eingetroffen. Am Dienstag will sie in Dschidda auch Gespräche zum Konflikt im Jemen führen, wo sich Saudi-Arabien und Iran um Vermittlung bemühen. Später wird sie auch in den Golfstaat Katar weiterreisen.
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