Palästina: Heftiger Schlagabtausch mit Israel nach Tötung von PIJ-Funktionären in Gaza

Militante Palästinenser feuerten mehr als 100 Raketen auf Israel ab, nachdem am Vortag bei israelischem Beschuss 16 Palästinenser starben, darunter drei Führer des Palästinensischen Islamischen Dschihad und etwa ein Dutzend Zivilisten.

Hunderte palästinensischer Raketen regneten binnen Stunden am Mittwoch auf israelische Siedlungen und Städte, so dass Siedler in Luftschutzkeller flüchteten und Gebäude in den Siedlungen Aschkelon und Sderot erheblich beschädigt wurden. Auch im Großraum Tel Aviv heulten die Sirenen. Der Verkehr am Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv wurde Medienberichten zufolge kurzzeitig unterbrochen.

Militante Palästinenser feuerten am Mittwoch nach der gezielten Tötung mehrerer führender Mitglieder des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) durch Israel in der Nacht zum 9. Mai mehr als 200 Raketen auf Israel ab. Insgesamt seien rund 270 Raketen gezählt worden, teilte das israelische Militär mit. Demnach hätten 205 die Grenze nach Israel überquert und 63 seien abgefangen worden. Die drei getöteten PIJ-Funktionäre waren auf dem Weg nach Kairo zu offiziellen Vermittlungsgesprächen zwischen Palästinensern und Israelis. Daneben gab es auch zivile Opfer, darunter eine Zahnarztfamilie mit russischen Pässen.

Israel hatte Militärangaben zufolge am Tag zuvor mehr als 100 Ziele des PIJ im Gazastreifen angegriffen. Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza wurden bei den jüngsten Angriffen sechs Palästinenser getötet, unter ihnen ein 14-Jähriger. Rund 20 Menschen wurden verletzt.

Als die Situation in der Nacht eskalierte, sprach der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant mit seinem amerikanischen Amtskollegen und erklärte, die Armee sei "auf jedes Einsatzszenario vorbereitet, auch auf eine längere Kampagne und Herausforderungen an mehreren Fronten".

Medienberichten zufolge bemühten sich am gestern Abend bereits Ägypten, Katar und die UNO um Vermittlung für eine Waffenruhe zwischen Israel und den Parteien im Gazastreifen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte zugleich, Israel sei "vorbereitet auf die Möglichkeit einer ausgeweiteten Operation und harte Schläge gegen Gaza".

Gegenüber Al-Mayadeen erklärten ein nicht namentlich genanntes Mitglied des PIJ, dass die israelischen Behörden nach den Angriffen der Palästinenser, die bis nach Tel Aviv und in das besetzte Jerusalem reichten, "verschiedene Vermittlungen durchführten, um einen Waffenstillstand zu erwirken".

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