Israels Provokationen in der al-Aqsa-Moschee drohen eine regionalen Krieg loszutreten

Israels Übergriffe auf die drittheiligste Stätte des Islam führen langsam zu ernsthaften Brüchen mit den relativ freundlich gesinnten Nachbarn von Tel Aviv im Nahen Osten. Die USA beobachten die Entwicklungen mit großer Sorge, zumal sich ihre eigene Rolle in der Region zusehends verschlechtert.

Von Robert Inlakesh

Israelische Razzien auf dem Gelände der al-Aqsa-Moschee drohen in der Region eine Reihe problematischer Entwicklungen in Gang zu setzen, darunter den Abbruch der Beziehungen zu Israel durch Jordanien, einen bewaffneten Konflikt an mehreren Fronten mit Israels arabischen Nachbarn und sogar eine Bedrohung des US-Einflusses im Nahen Osten.

Am 4. April hatte ein israelischer Überfall auf die al-Qibli-Gebetshalle der al-Aqsa-Moschee internationale Empörung ausgelöst, nachdem in den sozialen Medien Videos verbreitet worden waren, in denen militarisierte Polizeieinheiten zu sehen gewesen waren, die unbewaffnete Gläubige mit Schlagstöcken geprügelt hatten. Palästinenser, die von der Heiligen Stätte hatten vertrieben werden sollen, hatten sich im Inneren verbarrikadiert und versucht, die israelischen Kräfte mit Feuerwerkskörpern abzuwehren, waren aber letztlich erfolglos geblieben. Die Erstürmung des Geländes hatte dazu geführt, dass über 400 Gläubige entweder festgenommen, verletzt oder beides worden waren, wobei zwei Gläubige schwere Verletzungen davongetragen hatten. Doch was dann folgte, machte richtig Schlagzeilen.

In einer Flut öffentlicher Empörung gingen wütende Palästinenser im ganzen Land auf die Straße, um zu demonstrieren und israelische Fahrzeuge anzugreifen. Im besetzten Westjordanland eröffneten bewaffnete Gruppen das Feuer auf Dutzende Militärkontrollpunkte, Außenposten und Soldaten, die in der Nähe illegaler Siedlungen stationiert waren. Aus dem Gazastreifen wurden Raketen in Richtung Israel abgefeuert, während es am folgenden Tag aus dem Libanon zum größten Raketenangriff auf Israel seit 2006 kam, worauf Israel als Antwort seine eigenen Luftangriffe auf Ziele in Gaza, Syrien und im Libanon flog.

Was klar geworden ist, dass die Strategie, die der Generalsekretär der Hisbollah, Sayyid Hassan Nasrallah, im Jahr 2021 angekündigt hatte, zum Tragen gekommen ist: Eine militärische Konfrontation an mehreren Fronten, als Reaktion auf israelische Angriffe auf Gläubige, an den Heiligen Stätten des Islam in Jerusalem. Interessanterweise haben die arabischen Staaten, die Israel gegenüber bisher freundlich gesinnt gewesen waren, zum Raketenbeschuss aus dem Libanon und dem Gazastreifen weitgehend geschwiegen. Die einzige Ausnahme war Jordanien, der Sprecher dessen Außenministeriums Sinan al-Majali Israel für die Eskalation verantwortlich machte. Was dies wahrscheinlich widerspiegelt, ist eine zunehmende Frustration in Amman gegenüber Israels provokativen Aktionen innerhalb des Geländes der al-Aqsa-Moschee.

Das Haschemitische Königreich Jordanien pflegt derzeit freundliche Beziehungen zu Israel, mit dem man 1994 einen Friedensvertrag unterzeichnet hat, was Handelsbeziehungen und diplomatische Bemühungen zwischen beiden Seiten in dem Ausmaß ermöglicht, wie wir es heute erleben. Der haschemitische Herrscher von Jordanien, König Abdullah II., hält jedoch die sogenannte Vormundschaft über Jerusalems Heilige Stätten inne, was sich innerhalb der al-Aqsa-Moschee in einem gemeinsamen Sicherheitsmanagement durch die palästinensisch-jordanischen Waqf-Behörde niederschlägt. Die Situation vor Ort ist, dass die israelische Grenzpolizei am Rand der Moschee operiert und die Zugangstore von außen bewacht, aber im Inneren die Wachen des Waqf operieren. Jedes Mal, wenn israelische Sicherheitskräfte die Moschee betreten wollen, müssen sie sich zuerst mit dem palästinensisch-jordanischen Waqf abstimmen, eine Bedingung, gegen die Israel routinemäßig verstößt.

Im vergangenen Januar, nur wenige Tage nach Amtsantritt der neuen israelischen Regierung, stürmte Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir persönlich das Gelände unter dem Schutz der israelischen Grenzpolizei und löste im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Debatte über den Vorfall aus. Trotz Israels Bekundungen des Respekts für den Status quo an der Heiligen Stätte kam es im Sicherheitsrat zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen dem jordanischen Botschafter und seinem israelischen Amtskollegen Gilad Erdan, der die Aktion des rechtsextremen Ministers Ben-Gvir verteidigte.

Der Status quo innerhalb von al-Aqsa ist, dass die Stätte eine Moschee und daher ein Ort der Religion für Muslime ist. Jedoch gibt es tagsüber besondere Öffnungszeiten, um Besucher aller Religionen und Kulturen hineinzulassen. Dennoch erlaubt Israel seinen Siedlergruppen, die als Teil der Bewegung des Tempelberg auftreten, das Gelände zum Nachteil muslimischer Gläubiger zu betreten und dort zu beten, was gegen den Status quo von al-Aqsa verstößt. Verschiedene Gruppierungen der Bewegung werden von Wohltätigkeitsorganisationen aus dem Westen finanziert und befürworten die Zerstörung der Moschee, um sie durch eine Synagoge zu ersetzen. Im vergangenen Jahr waren 48.000 Israelis auf diese provokative Weise in die al-Aqsa-Moschee eingedrungen, sehr zum Zorn Jordaniens. Während des heiligen Monats Ramadan ordnete die israelische Grenzpolizei die Vertreibung muslimischer Gläubiger von der Stätte an, um radikale Siedler auf das Gelände zu begleiten, was dann zum Gewaltausbruch vom 4. April führte.

Israel behauptet, in angemessener Weise gehandelt zu haben, um die Sicherheit "nicht-muslimischer Besucher" der Stätte zu gewährleisten. In Wirklichkeit war die Razzia jedoch ein politisches Statement, bei dem exzessive Gewalt angewendet wurde, um die Moschee von Muslimen zu säubern und das provokative Eindringen israelischer Extremisten zu erleichtern. Das israelische Ministerium für öffentliche Diplomatie beschuldigte die Palästinenser, sich in der al-Qibli-Gebetshalle verbarrikadiert zu haben, doch nach dem Raketenbeschuss aus dem Libanon wiederholten die Palästinenser die Besetzung, während die israelischen Streitkräfte sich offenbar aus Angst vor einer Eskalation zurückhielten. Anstatt dass erneut Gewalt ausbrach, als Mitglieder der Bewegung des Tempelberg eintraten, während sich Gläubige in der Moschee aufhielten, blieb der Ort friedlich, und es kam zu keinen Zusammenstößen, was wiederum beweist, dass Israels Sicherheitsbedenken unangebracht waren.

Durch das fortgesetzte Bestreben, den Status quo in al-Aqsa zu ändern, schafft Israel aktiv eine Kluft zum benachbarten Jordanien und provoziert einen palästinensischen Volksaufstand sowie bewaffnete Angriffe aus Syrien, Gaza und dem Libanon. Wenn die Provokationen anhalten, insbesondere während des Ramadan, könnte sich Tel Aviv in der Region isoliert wiederfinden, da sich kein muslimisches Land aktiv gegen Maßnahmen zur Verteidigung der drittheiligsten Stätte des islamischen Glaubens stellen wird. Das jordanische Parlament und die Bevölkerung des Landes sind ebenfalls empört über die Beziehung ihrer Regierung zu Israel und üben großen Druck auf die Führung in Amman aus, endlich zu handeln.

All dies hätte vermieden werden können, wenn Israel die Bewegung auf dem Tempelberg nicht unterstützt hätte. Noch wichtiger ist, dass die USA mit großer Sorge beobachten, wie sich ihre eigene Rolle in der Region zusehends verschlechtert und ihr wichtigster Verbündeter im Nahen Osten am Rande einer unnötigen militärischen Konfrontation an mehreren Fronten steht.

Aus dem Englischen.

Robert Inlakesh ist politischer Analyst, Journalist und Dokumentarfilmer und lebt derzeit in London. Er hat aus den besetzten palästinensischen Gebieten berichtet und dort gelebt und arbeitet derzeit für Quds News und Press TV. Er ist Regisseur des Films "Diebstahl des Jahrhunderts: Trumps Palästina-Israel-Katastrophe". Man kann ihm auf Twitter unter @falasteen47 folgen.

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