Nach schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem feuerten palästinensische Milizen aus dem Gazastreifen am frühen Mittwochmorgen Raketen auf mehrere Städte im Süden Israels. In der direkt an den Gazastreifen angrenzenden Stadt Sderot und weiteren Orten im Süden des Landes seien Alarmsirenen aktiviert worden, meldete die israelische Armee. Wie palästinensische Medien bekannt gaben, seien die sechs Raketen "als Reaktion auf die gewaltsame Vertreibung der Gläubigen aus der Al-Aksa-Moschee" abgefeuert worden. Wer genau hinter den Angriffen steckt, bleibt erst einmal unklar.
Augenzeugen berichteten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die israelische Polizei gestern vor Sonnenaufgang Dutzende von Gläubigen in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg angegriffen habe. Mehrere Menschen sollen bei den Zusammenstößen mit der israelischen Polizei auf dem Gelände der Moschee in Jerusalem verletzt worden sein. Mindestens 400 Palästinenser wurden am Mittwoch verhaftet und befinden sich nach Angaben örtlicher Behörden weiterhin in israelischem Gewahrsam. Israelische Streitkräfte sollen die Sanitäter daran gehindert haben, die Moschee zu erreichen. Das teilte die Palästinensische Rothalbmondgesellschaft mit. Die Polizei habe Blendgranaten eingesetzt, Palästinenser hätten Feuerwerkskörper gezündet und Steine geworfen. Die israelische Polizei teilte am Morgen mit, sie sei in die Moschee eingedrungen, um "Unruhestifter" zu vertreiben. Die palästinensischen Gruppen verurteilten die jüngsten Angriffe auf Gläubige als Verbrechen.
In israelisch besetzten Gebieten sowie bei arabischen Israelis wächst nach dem Amtsantritt von Netanyahu die Furcht vor weiteren Repressionsmaßnahmen und Diskriminierungen. Am Sonntag genehmigte die Regierung die Gründung einer sogenannten Nationalgarde. Das hatte Netanjahu seinem rechtsextremen Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir versprochen, nachdem dieser mit Rücktritt gedroht hatte, sollte die umstrittene Justizreform ausgesetzt werden. Ben-Gvir zielt damit auf die rund zwei Millionen arabischen Staatsbürger Israels ab. Dabei verwies er bereits auf die "hohe Kriminalität in den arabischen Gemeinden" und den bürgerkriegsähnlichen Zuständen während des Gaza-Krieges 2021. Ben-Gvir ist selbst vorbestraft wegen rassistischer Hetze und Unterstützung einer jüdischen Terrororganisation.
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