Die seit Langem andauernden Differenzen zwischen der Regierung Biden und Israel über die Frage, wie das sich rasant entwickelnde iranische Atomprogramm gestoppt werden kann, traten am Donnerstag an die Öffentlichkeit. An diesem Tag diskutierte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei einem Besuch in Israel mit seinem israelischen Amtskollegen Joaw Gallant die nuklearen Ambitionen Teherans.
Seit April 2021 reichert Iran offiziell Uran auf einen Reinheitsgrad von 60 Prozent an. Laut dem US-Auslandsgeheimdienst CIA gibt es allerdings derzeit keine darauf Hinweise, dass Iran sich entschieden hat, sein militärisches Atomprogramm wiederaufzunehmen.
Obwohl die Bemühungen um eine Wiederbelebung des bahnbrechenden Atomabkommens von 2015 seit Monaten ins Stocken geraten sind, betonte Austin in Tel Aviv, dass "Diplomatie der beste Weg ist, um Iran daran zu hindern, eine Atomwaffe zu bekommen".
Gallant erwähnte die ins Stocken geratenen Atomgespräche mit keinem Wort und sagte stattdessen in Richtung Austin: "Wir müssen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Iran daran zu hindern, eine Atomwaffe zu erlangen." Er schien anzudeuten, dass Israel auf militärische Maßnahmen zurückgreifen könnte, um die iranischen Atomanlagen auszuschalten, kommentierte die Nachrichtenagentur AP.
Israel führt unterdessen einen jahrelangen Schattenkrieg mit seinem Erzfeind Iran, der sich auf den gesamten Nahen Osten ausgeweitet hat. Seit seiner Rückkehr ins Amt des Ministerpräsidenten Ende letzten Jahres hat sich Benjamin Netanjahu offen für ein militärisches Vorgehen gegen Iran ausgesprochen. In dem Bestreben, "die regionale Machtausbau Irans" zu stoppen und seine Fähigkeit zur Anreicherung von Kernbrennstoff zu verlangsamen, hat Israel bislang eine Reihe von verdeckten Sabotage- und gezielten Tötungsaktionen gegen Teheran durchgeführt.
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