Von Seyed Alireza Mousavi
Seit fünf Monaten sind Hunderte Schülerinnen in Iran aufgrund mutmaßlicher Vergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Die Vergiftungsfälle hatten Ende November in der Stadt Ghom begonnen, wo etwa 50 Schülerinnen unter Atemnot litten und ins Krankenhaus gebracht wurden. Ähnliche Vergiftungen ereigneten sich seitdem in mehreren anderen Schulen in Ghom, und anderen Städten wie Teheran.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi betonte am Freitag, dass "der Feind im Rahmen eines psychologischen Krieges versucht, Stress und Angst unter Schülern und Eltern zu erzeugen, um damit Chaos zu schüren". Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Berichte über vergiftete Schülerinnen im Iran als "schockierend und zutiefst besorgniserregend" bezeichnet. Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian warf den westlichen Regierungen vor, wegen der Vergiftungen "Krokodilstränen zu vergießen".
Am Dienstag beriet das iranische Parlament in einer Sitzung über die Vergiftungsfälle. Daran nahm laut der Nachrichtenagentur IRNA auch der iranische Gesundheitsminister Bahram Ejnollahi teil.
Anders als im benachbarten Afghanistan gibt es in Iran keine Geschichte religiöser Extremisten, die sich gegen die Bildung von Mädchen richten. Selbst auf dem Höhepunkt der Islamischen Revolution von 1979, mit der die vom Westen unterstützte Pahlavi-Dynastie gestürzt worden war, hatten Frauen und Mädchen weiterhin die Schule und Universitäten besucht. Seit Jahrzehnten studieren in der Islamischen Republik Iran mehr Frauen als Männer an Universitäten.
Der Westen scheint auf eine neue Runde der Unruhestiftung zu setzen, nachdem die erste Phase der orchestrierten und durch westliche Medien angeheizten Kampagne für Unruhen in Iran krachend gescheitert war. Obwohl die Hintergründe der Vergiftungen in den Schulen weitgehend unklar sind, haben die deutsche Medien versucht zu suggerieren, dass die Regierung in Teheran hinter der Vergiftungen von Mädchen an Schulen steht. Medien wie Bild und FAZ kommentierten, dass die iranische Führung sich nach den jüngsten gescheiterten Protesten an Mädchen rächen wolle.
Iran versuche, Mädchen daran zu hindern, Schulen zu besuchen. Diese Behauptung wird in Medien hierzulande verbreitet, während die Regierung in Teheran durch zahlreiche staatliche Einrichtungen afghanischen Schülerinnen und Studentinnen seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan kostenlose virtuelle Bildung anbietet.
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