Erdbeben in Syrien: Terrorgruppe in Idlib blockiert Hilfslieferungen aus Damaskus

Eine Terrorgruppe in Idlib blockiert Hilfslieferungen, die über Damaskus abgewickelt werden. Der Westen fordert derzeit die Öffnung aller Grenzübergänge zur Türkei, um "schnelle humanitäre Hilfe" auch in Syrien zu ermöglichen. Währenddessen ist der Westen nicht bereit, seine Sanktionen gegen Syrien zu lockern.

Ein UN-Sprecher erklärte am Sonntag Reuters, dass die humanitäre Hilfe aus den Regierungsgebiete in den von der Islamisten besetzten Provinz Idlib aufgehalten werde, da die Extremistengruppe Hay'at Tahrir asch-Scham (HTS) die Genehmigung für die Lieferung der Hilfsgüter verweigert. Der UN-Sprecher in Damaskus unterstrich, dass die UNO "weiterhin mit den relevanten Parteien zusammenarbeitet, um Zugang zu dem Gebiet zu erhalten".

Eine Quelle von HTS wurde von Reuters mit den Worten zitiert, dass die bewaffnete Gruppe keine Lieferungen aus den von Damaskus kontrollierten Gebieten zulassen werde und dass die Hilfe von der nördlichen Grenze zur Türkei kommen werde. "Die Türkei hat alle Straßen geöffnet, und wir werden nicht zulassen, dass das Regime die Situation ausnutzt, um zu zeigen, dass es hilft", sagte ein nicht namentlich genannter HTS-Funktionär.

Es ist nach dem Erdbeben vor allem schwer, sich einen Überblick über die Lage in Nordsyrien an Grenze zur Türkei zu verschaffen. Denn es sind politisch und verwaltungstechnisch zwei getrennte Regionen betroffen: das von der syrischen Regierung in Damaskus kontrollierte Aleppo und die von Islamisten besetzte Provinz Idlib. Während mehrere arabische Länder, Iran, Russland, Indien und China der syrischen Führung Unterstützung zugesichert haben, nutzt der Westen aus geopolitischem Kalkül die Katastrophe in Nordsyrien aus. Der Westen fordert für die Erdbebenhilfe die Öffnung der Grenze zwischen der Türkei und Syrien. Während die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock auf die Öffnung aller Grenzübergänge zu Syrien drängte, plädierte ihr syrischer Amtskollege Faisal al-Miqdad am Mittwoch für eine Abwicklung der Hilfen über Damaskus. Der Westen scheint nach Ansicht Miqdads geplant zu haben, dass die Hilfsgüter einzig die bewaffneten Islamisten erreichen.

Islamistische Gruppen in Nordsyrien, primär HTS, sind dafür bekannt, internationale humanitäre Hilfe für sich selbst zu horten, normalerweise, um sie zu höheren Preisen zu verkaufen oder um ihren Mini-Terrorstaat zu stabilisieren. Thaer Salhab, der Gouverneur von Idlib, hatte am 10. Februar nach der Genehmigung der Hilfe für die von der Islamisten kontrollierten Gebiete durch Damaskus erklärt, die Regierung sei bereit, alle notwendigen Hilfsgüter in die Hochburg der Islamisten zu liefern, doch HTS verhindere dies. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen in den vergangenen zwei Tagen versucht haben, zwischen der Regierung und den in Idlib ansässigen Islamisten zu vermitteln, damit die Hilfsgüter durchgelassen werden.

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