Atomdeal soll vorerst vom Tisch sein – IAEA stellt zugleich deutliche Uran-Anreicherung in Iran fest

Laut einem aktuellen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde sind Irans Uran-Vorräte in letzter Zeit gestiegen. Das Land verfügt mittlerweile über mehr als 55 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent. Zugleich berichten israelische Medien, dass die Wiederbelebung des Atomdeals in absehbarer Zeit vom Tisch sei.

Ein neues Atomabkommen zwischen Iran und den Weltmächten sei vom Tisch und werde in absehbarer Zeit nicht unterzeichnet werden. Das behauptete dieTimes of Israel am Mittwoch. Diese Botschaft soll Premierminister Yair Lapid bei seinen jüngsten Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden und anderen Regierungsvertretern übermittelt worden sein.

Sollten die Atomverhandlungen tatsächlich kein Ergebnis erzielen, wird Lapid im kommenden Wahlkampf wohl davon profitieren. Insbesondere gegenüber Oppositionsführer Benjamin Netanjahu, der den Ministerpräsidenten in Irans Atomfrage wiederholt angegriffen hat.

Joe Biden befindet sich in einer ganz ähnlichen Situation. Denn er wird vom US-Kongress kritisiert werden, wenn es bei den Atomverhandlungen mit Iran zu einem Durchbruch kommen sollte. Die mögliche Atomvereinbarung könnte sich negativ auf die Zwischenwahlen für den US-Kongress im November auswirken. Denn ein neues Abkommen dürfte schlechtere Konditionen als das erste aus dem Jahr 2015 aufweisen.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat am Mittwoch erklärt, das iranische Atomprogramm könnte sowohl friedlichen als auch militärischen Zwecken dienen. Teheran habe in den vergangenen Monaten nichts unternommen, um offene Fragen zu möglichen geheimen Aktivitäten in der Vergangenheit zu klären, schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi am Mittwoch in einem Bericht. Die IAEA sei daher nicht in der Lage zu bestätigen, dass das iranische Atomprogramm ausschließlich "friedlichen Zwecken" diene.

Weiterhin erklärte Grossi, dass Iran in den vergangenen Monaten immer mehr Uran angereichert habe. Das Land verfüge nun unter anderem über mehr als 55 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent. Laut Experten reichen rund 50 Kilogramm dieses Materials für eine Atomwaffe, falls es auf 90 Prozent angereichert würde. Teheran hat wiederholt betont, das Uran nur für die Energiegewinnung und andere friedliche Zwecke einzusetzen. 

Vor Kurzem hat Iran den Einsatz fortschrittlicher IR-6-Zentrifugen auf seinem unterirdischen Nuklearstandort in Natanz ausgeweitet. Diese Zentrifugen reichern Uran schneller an als jene, die laut dem Abkommen von 2015 erlaubt gewesen wären. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, könnte Irans wachsender Bestand an Zentrifugen ausreichen, um jährlich Tausende von Kilogramm schwach angereicherten Urans zu produzieren, so ein hochrangiger westlicher Diplomat. Wenn dieses angereicherte Uran in waffenfähiges Material umgewandelt werde, könnte genug Uran für mehrere Atomwaffen pro Jahr produziert werden, so der namentlich nicht genannte Diplomat weiter.

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