Der ehemalige afghanische Präsident Ashraf Ghani hat eine "Mitverantwortung" für die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan und den Fall von Kabul im August 2021 übernommen. Zudem gab Ghani sich selbst die Schuld daran, dass er den USA vertraut habe, die 2020 mit den Taliban ein Abkommen in Doha ausgehandelt hatten.
"Man muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass man einem Partner vertraut hat, der dann unsere Souveränität mit Füßen getreten und die Freilassung von 5.000 (Taliban-)Gefangenen erzwungen hat, darunter die größten Drogenhändler der Geschichte in der Region", sagte Ghani in einem Interview mit dem staatlich finanzierten US-Sender Public Broadcasting Service (PBS).
Die Vereinbarung – bekannt als Doha-Abkommen, das zwischen der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und den Taliban im Jahr 2020 unterzeichnet worden war – hatte die offizielle afghanische Regierung nicht einbezogen, ein Datum für den vollständigen Abzug der US-Streitkräfte aus Afghanistan vorgesehen und die von Washington unterstützte Regierung Ghani zur Freilassung von 5.000 Taliban-Gefangenen gezwungen.
"Die USA haben die Taliban unterstützt. Ohne die Rolle der Trump-Administration gäbe es die Taliban heute nicht", betonte der ehemalige Präsident Afghanistans anschließend.
Der ehemalige afghanische Staatschef beschuldigte Washington und die von den USA angeführte Militärallianz NATO, sich nicht an den zugesagten Abzugstermin 2024 gehalten zu haben, und gab zu bedenken, dass ihr überstürzter Abzug dazu beigetragen habe, dass seine Regierung nicht in der Lage gewesen sei, die Sicherheitsmaßnahmen besser zu planen.
"Hätten die USA beschlossen, uns im Januar 2019 mitzuteilen, dass sie sich aus Afghanistan bis 2021 zurückziehen werden, hätten wir planen können, (um den Fall von Kabul abzuwenden)."
Ghani war am 15. August 2021 ins Ausland geflohen. Innerhalb von Stunden war die Stadt an jenem Tag an die Taliban gefallen, die seitdem das Land regieren. Seit der Machtübernahme der Taliban wurde Afghanistan von einer Reihe von Anschlägen erschüttert. Ein Jahr danach ist Afghanistans wirtschaftliche Lage desaströs.
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