Die libanesische Hisbollah hat am Sonntag Drohnenaufnahmen von israelischen Schiffen in einem umstrittenen Gasfeld im Mittelmeer veröffentlicht und damit die Spannungen im Zuge der neuen Runde der von den USA vermittelten Gespräche über die Seegrenzen zwischen Libanon und Israel erhöht.
Das im von Iran unterstützten Fernsehsender Al-Manar ausgestrahlte Video zeigt Bilder israelischer Schiffe im Karisch-Gasfeld. Das Video enthält eine offensichtliche Bedrohung, da es mit Aufnahmen einer Rakete und den Worten "das Ziel ist in Reichweite" auf Arabisch und Hebräisch endet. Die Aufnahmen wurden ins Netz gestellt, als der US-Energiebeauftragte, Amos Hochstein, in Beirut landete, um in den laufenden Gesprächen zwischen Libanon und Israel über die Seegrenzen zu vermitteln. Hochstein war seinerzeit unter anderem der Sonderbeauftragte für Nord Stream 2.
Während seines Besuchs in der libanesischen Hauptstadt traf Hochstein mit dem Energieminister des Landes, Walid Fayyad, zusammen. Für Montag war ein Treffen mit Präsident Michel Aoun und Premierminister Najib Mikati geplant. Im Vorfeld des Treffens hatte der israelische Nachrichtensender Channel 12 ohne Angabe von Quellen behauptet, Israel und Libanon würden eine Vereinbarung ausloten, die es ihnen erlaube, die Kontrolle über die Bohrungen im Qana-Feld zu teilen, ähnlich einer Vereinbarung, die Israel mit Zypern über das Aphrodite-Gasfeld getroffen habe. Der Streit über die Seegrenze betrifft zwei große Gasfelder, die vor der Küste liegen: Karisch und Qana.
Bei seinem Treffen mit Fayyad am Sonntag soll Hochstein dem libanesischen Minister gesagt haben, dass das Video der Hisbollah "weder konstruktiv noch hilfreich" sei, zumal sich Israel mitten in der Wahlsaison befindet, die seine Positionen weiter verhärten werde, so die libanesische Nachrichtenagentur MTV.
Die Widerstandsbewegung Hisbollah schließt erneut einen Krieg mit Israel wegen der illegalen Förderung von Gas in vom Libanon beanspruchten Seegebieten nicht aus. "Es besteht eine 50-prozentige Chance, dass der Konflikt (diplomatisch) gelöst werden kann", aber auch die Gefahr, dass die Situation in Richtung Krieg fortschreiten könnte. Die Haltung der Hisbollah gegenüber Israel hänge von den Ergebnissen der laufenden indirekten Verhandlungen zwischen Beirut und Tel Aviv über das umstrittene Meeresgebiet ab, sagte der Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Sonntag.
Anfang Juni erreichte ein Bohrschiff der britischen Firma Energean das Karisch-Feld. Das Schiff will im September mit der Gasausbeutung im israelischen Auftrag beginnen. Der Libanon hatte im vergangenen Monat dagegen protestiert, dass ein von Israel gechartertes Schiff in das Gebiet des umstrittenen Gasfeldes einfuhr. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärte seinerzeit in einer Fernsehansprache, erstes Ziel müsse sein, "den Feind davon abzuhalten", auf dem Karisch-Gasfeld Öl und Gas zu fördern.
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