Jeder Angriff auf Nordsyrien schade der Türkei, Syrien und der gesamten Region, so der geistliche Führer des Iran, Ali Chamenei. Diese Äußerung tätigte er in einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA berichtete.
Chamenei erklärte, dass der Terrorismus unbedingt bekämpft werden müsse. Ein militärischer Angriff auf Syrien nütze aber eher den Terroristen selbst. Er betonte, dass das Sicherheitsproblem auf dem Verhandlungsweg gelöst werden und Iran, die Türkei, Syrien und Russland sich gemeinsam auf eine Lösung einigen sollten.
Der Ayatollah betonte auch, dass der Iran in dieser Frage auf jeden Fall mit der Türkei zusammenarbeiten werde, da Ankara dies als entscheidend für seine Sicherheit betrachte und der Iran sich um die Sicherheit der Türkei sorge. Chamenei sei auch der Ansicht, dass der Dialog zwischen Teheran und Ankara intensiviert werden sollte, da die Anzahl und die Qualität der türkisch-iranischen Kontakte bisher weit unter dem Potenzial der Beziehungen zwischen den beiden Ländern lägen.
Erdoğan erklärte seinerseits, Ankara habe sich stets gegen Sanktionen gegen den Iran ausgesprochen und werde dies auch weiterhin tun. Er sagte zudem, dass die Türkei die "legitimen Erwartungen" Irans bei der Aushandlung eines "Atomabkommens" unterstütze und Unternehmen ermutige, in Iran zu investieren. Der türkische Präsident erklärte überdies, dass terroristische Gruppen in Syrien seit Jahren von den USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich finanziell unterstützt würden.
Am 19. Juli flog Erdoğan nach Teheran zu einem Treffen mit Putin und Ali Chamenei. Für diesen Tag waren in Teheran trilaterale Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin angesetzt. Eines der Themen des Treffens betraf die Verhandlungen über den Export von Getreide aus den blockierten Schwarzmeerhäfen der Ukraine.
Die Türkei hatte am 1. Juli eine neue Militäroperation in Nordsyrien gestartet. Nach Angaben von Recep Tayyip Erdoğan ziele diese darauf ab, die Kontrolle über die Städte Tall Rifaat und Manbidsch zu übernehmen und eine 30 Kilometer lange Sicherheitszone entlang der türkischen Grenze zu schaffen. Erdoğan zufolge beabsichtige die Türkei, zu diesem Zweck in Zukunft auch andere Gebiete in der türkisch-syrischen Grenzregion zu erobern.
Die nördlichen Teile Syriens entlang der Grenze zur Türkei werden von der Militärallianz der Syrischen Demokratischen Kräfte kontrolliert, die mit Unterstützung der US-geführten internationalen Koalition in Syrien gebildet wurde. Zu dem Bündnis gehören auch die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sowie der militärische Flügel der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die Türkei betrachtet die PKK und die YPG ihrerseits als terroristische Organisationen.
Das syrische Außenministerium hatte scharf auf die jüngste türkische Militäroperation reagiert. Es bezeichnete diese als eine Verletzung der Souveränität Syriens.
Moskau ist seinerseits der Ansicht, dass der türkische Militäreinsatz in Syrien die Spannungen in der Region verschärfen werde. Alexander Lawrentjew, der Sondergesandte des russischen Präsidenten für die Beilegung des Syrien-Konflikts, sagte am 15. Juli:
"Wir glauben, dass diese Operation ein unkluger Schritt wäre, der zu einer Destabilisierung der Lage, einer Eskalation der Spannungen und einer neuen Runde bewaffneter Auseinandersetzungen in diesem Land führen könnte."
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