Mehr als zwei Tage dauerte es, bis Angreifer eines Anschlags in Israel gefasst wurden. Am Sonntagvormittag teilten die israelischen Sicherheitskräfte mit, dass die beiden Palästinenser, die am Donnerstagabend drei Israelis mit einer Axt und Schusswaffen getötet hatten, gefasst worden sind. Sicherheitskräfte nahmen die beiden 19 und 20 Jahre alten palästinensischen Männer fest, die aus der Nähe der Stadt Dschenin im Westjordanland stammen.
In Israel sind nach diesem jüngsten Anschlag Rufe nach der Tötung von dem politischen Führer der palästinensischen Hamas-Bewegung Yahya al-Sinwar laut geworden. Al-Sinwar hatte vor einer Woche in einer Ansprache die israelischen Übergriffe auf die al-Aqsa-Moschee angeprangert und mit Vergeltungsmaßnahme gedroht, sollten diese nicht enden. An Palästinenser gerichtet hatte er gesagt: "Jeder mit einer Schusswaffe soll sie bereithalten. Und wer keine hat, soll seine Axt oder sein Messer bereithalten." Sinwar warnte zudem, der "große Kampf" um die al-Aqsa-Moschee werde erst nach dem Ramadan beginnen, wenn Israel "seine Aggression" gegen die Moschee "nicht einstellt".
Vor dem Hintergrund der neuen Eskalationen bedrohte bereits Itamar Ben-Gvir, ein ultrarechter Knesset-Abgeordneter, al-Sinwar auf Twitter mit dem Tode. Die Drohung verlautet im Zuge aufkommender Gerüchte in den israelischen Medien, Israel wolle den Hamas-Führer als Reaktion auf den Terroranschlag vom Donnerstag in der Stadt Elad töten. Nun soll die Hamas-Bewegung "Vermittler" darüber informiert haben, dass die Rückkehr zur Attentatspolitik Israels die Rückkehr zu einer neuen Runde von Raketenangriffen auf Israel bedeute.
Die der Hisbollah nahestehende Agentur Al Mayadeen zitierte ungenannte Quellen mit der Äußerung, die Hamas habe den Ägyptern eine Nachricht übermittelt, die eigentlich eine Warnung in Richtung Israel beinhaltet – falls Tel Aviv sich zum Ziel gesetzt hätte, Vertreter der palästinischen Führung gezielt zu ermorden. "Der Preis für diese Dummheit ist dem Feind bekannt", sagten die Quellen. "Der Widerstand wird die Städte im Zentrum Israels niederbrennen und massive Raketenangriffe auf Gusch Dan richten, wenn die israelische Führung ihre Drohungen wahr macht." Der ägyptische Vermittler soll zuvor Israel gewarnt haben, dass die Ermordung von Sinwar oder weiteren Führern der Hamas und des palästinensischen Islamischen Dschihad die Botschaft signalisierten würde, dass Tel Aviv "eine Entscheidung für totale militärische Konfrontation mit Palästinensern" getroffen habe.
Vor Ort in Gaza herrsche die Überzeugung vor, dass trotz der Kriegsrhetorik, die von den Hamas-Funktionären verwendet werde, derzeit keine Seite an einem direkten Zusammenstoß interessiert sei, kommentiert die israelische Zeitung Haaretz. Von der Hamas und den anderen Fraktionen werde erwartet, dass sie weiterhin Anschläge im Westjordanland förderten und jede von solchen tödlichen Aktionen loben, während sie eine direkte Konfrontation mit Israel zu vermeiden versuchen, hieß es dort weiter.
Die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern eskalierte kürzlich wieder, nachdem israelische Sicherheitskräfte erneut auf das Gelände der drittheiligsten islamischen Stätte, der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem vorgedrungen waren und sich dort Auseinandersetzungen mit Hunderten Palästinensern geliefert hatten. Bei fünf Anschlägen in Israel seit März wurden insgesamt 17 Menschen getötet, während mindestens 40 Palästinenser seit Jahresbeginn von israelischen Sicherheitskräften getötet worden sind.
Mehr zum Thema - Palästinenser rufen UN-Sicherheitsrat zur Eindämmung israelischer Aktivitäten auf