Der CIA-Direktor William Joseph Burns unternahm im vergangenen Monat eine unangekündigte Reise nach Saudi-Arabien, um sich mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu treffen, berichtet das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf US- und saudische Beamte. Die Biden-Regierung hat sich in letzter Zeit bemüht, die Beziehungen zu einem der wichtigsten Sicherheitspartner der USA im Nahen Osten zu reparieren. Der Besuch fand Mitte April in der Küstenstadt Dschidda statt, wo die saudische Führung den islamischen Fastenmonat Ramadan verbrachte. Bei diesen Gesprächen sollen die derzeitigen Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien hinsichtlich der Ölförderung, Russlands Militäroperation in der Ukraine, des Atomabkommens mit Iran und des Krieges im Jemen besprochen worden sein.
Burns reiste zu einem Zeitpunkt nach Saudi-Arabien, als die Beziehungen zwischen Washington und Riad den tiefsten Punkt seit Jahrzehnten erreicht hatten. Joe Biden hatte Saudi-Arabien vor seinem Amtsantritt als "Paria-Staat" bezeichnet und angekündigt, das Königreich für Menschenrechtsverletzungen wie etwa die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi zur Rechenschaft ziehen zu wollen.
Das WSJ kommentiert diesbezüglich, "Präsident Biden und Kronprinz Mohammed bin Salman mögen sich vielleicht nicht", aber sie brauchten einander "dringend" – und die Zeit für eine Annäherung laufe gerade ab. Die renommierte Journalistin Karen Elliott House schreibt:
"Stellen Sie sich für einen Moment vor, dass saudisches Öl plötzlich von den Weltmärkten verschwindet – oder sein Angebot stark eingeschränkt wird. Die unmittelbaren Auswirkungen wären massiv höhere Preise an der Zapfsäule, ein weiterer Zusammenbruch der düsteren Aussichten der Demokraten bei den (anstehenden) US-Wahlen, eine Störung der Modernisierungsagenda des Kronprinzen und eine noch weiter gestärkte Achse aus Russland, China und Iran."
Während die USA dank der inländischen Produktionssteigerungen unter Präsident Trump nicht mehr vom saudischen Öl abhängig seien, sind aber dennoch die europäischen Verbündeten weiterhin auf die saudische Ölförderung angewiesen. Wenn Europa keine anderen Ölquellen finde, werde es weiterhin russisches Öl kaufen und Putins "Kriegsmaschinerie" finanzieren. Die Rivalen würden daran arbeiteten, jede Verbesserung der US-amerikanisch-saudischen Beziehungen zu torpedieren. Saudi-Arabien sei mittlerweile der größte Lieferant für China, und dieses Land umwerbe Riad mit Waffenverkäufen, kommentiert die Autorin beim WSJ.
Das Weiße Haus in Washington, D.C. hatte bereits vergeblich versucht, die Saudis davon zu überzeugen, mehr Rohöl zu fördern – zwecks einer gezielten Senkung der weltweiten Ölpreise. Die arabischen Staaten am Persischen Golf dagegen wollen sich an die mit der OPEC vereinbarten Förderquoten aller in der OPEC+ gelisteten Ölproduzenten halten. Diesem erweiterten Kreis von Produzenten gehört bekanntlich auch Russland an.
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