Terrororganisation IS will Ukraine-Krise für Anschläge im Westen nutzen

Ein Sprecher der IS-Terrormiliz rief in einer Botschaft die Mitglieder und Anhänger zu Anschlägen gegen Europa und Israel auf. Die Ablenkung der Zielländer insbesondere durch die Ukraine-Krise solle dabei ausgenutzt werden.

Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS, ehemals ISIS/ISIL) hat ihre Mitglieder und Anhänger zum Dschihad gegen Europa und Israel aufgerufen, während der Westen angeblich durch den Konflikt in der Ukraine abgelenkt ist. Dies geht aus einer Online-Nachricht hervor, die am Montag von der Times zitiert wurde.

Die Botschaft wurde anlässlich des muslimischen heiligen Monats Ramadan veröffentlicht. Darin fordert der neue IS-Sprecher Abu Omar al-Muhajir seine Anhänger auf, im Rahmen einer "globalen Offensive" Terroranschläge gegen Europa und Israel durchzuführen, währenddessen sich "die Kreuzfahrer" wegen der Ukraine-Krise angeblich gegenseitig bekämpfen würden.

Gleichzeitig sollen die Anschläge als Rachekation für den gefallenen IS-Anführer Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi dienen. Dieser wurde freilich weder von Europa noch von Israel, sondern von den USA bei einem Luftschlag getötet. Zum neuen Anführer der Islamisten wurde Abu Hassan al-Hashimi al-Kuraschi (bisweilen auch al-Quraischi nach Quraisch) ernannt.

Während die Ukraine-Krise in Ländern der Europäischen Union (EU) neben der allgemeinen Entrüstung im Zusammenhang mit unverzichtbaren Energielieferungen aus Russland für Beunruhigung sorgt, hielt sich bisher Israel aus diesem Konflikt weitgehend heraus. Allerdings verstärkte Israel bereits eigene Angriffe auf Palästinenser im Westjordanland als angebliche Reaktion auf zwei Terroranschläge von IS-Sympathisanten. Mehr als 150 Palästinenser wurden auch bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der israelischen Polizei in der al-Aqsa-Moschee von Jerusalem verletzt.

Obwohl der IS-Sprecher in gewohnter Manier auch von einer "Befreiung" Jerusalems durch die Gründung eines Kalifats sprach, erklärten die von der Times zitierten Experten, dass der IS nicht mehr zu größeren Operationen im Ausland fähig sei. Nachdem sie von Syrien, Russland, Iran und den USA jahrelang bekämpft wurde, hält diese Gruppe nur noch ein kleines Gebiet in Syrien unter ihrer Kontrolle. Im Jahre 2019 wurde der IS vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump offiziell für besiegt erklärt.

Dennoch hatte ein als ISIS-K bekannter Ableger der Organisation auf dem Flughafen von Kabul während der Evakuierung der US-amerikanischen Streitkräfte eine Selbstmordattacke verübt. Einige Anschläge in Europa, darunter die Ermordung des britischen Parlamentsmitgliedes David Amess am 15. 10. 2021, werden ebenfalls IS-Sympathisanten zugeschrieben.

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