Im Fall des 2018 ermordeten saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi sprach sich die Staatsanwaltschaft in Istanbul für eine Einstellung des dortigen Verfahrens aus. Der Prozess solle stattdessen nach Saudi-Arabien verlegt werden, forderte die Anklagebehörde laut einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Anordnungen des Gerichts in dem Verfahren könnten nicht in der Türkei ausgeführt werden, da es sich bei den Angeklagten um ausländische Staatsbürger handele, wurde der Staatsanwalt zitiert. Angeklagt sind dabei Berichten zufolge 26 Verdächtige aus Saudi-Arabien.
Die Türkei steckt seit Monaten mitten in einer wirtschaftlichen Krise. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schlug deswegen mit Annäherungsversuchen an die Golfstaaten kürzlich einen neuen Kurs in der Außenpolitik ein, um die Wirtschaftskrise im Land bewältigen zu können. Nach Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten will Erdoğan nun auch mit Saudi-Arabien einen Annäherungskurs einschlagen. Anfang dieses Jahres hatte Erdoğan seinen ersten Besuch in dem Königreich seit dem Mord an Khashoggi angekündigt – der Besuch fand allerdings bislang aber nicht statt.
Über ein mögliches Treffen des türkischen Regierungschefs mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman war bereits im vergangenen Dezember spekuliert worden, als Erdoğan Katar besucht hatte.
Der 59-jährige Regierungskritiker Khashoggi war am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul grausam ermordet worden. Er hatte dort einen Termin zur Vorbereitung der Hochzeit mit seiner Verlobten, einer türkischen Staatsbürgerin. Der Mordfall hatte zu einer drastischen Verschlechterung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Türkei geführt.
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