Im Ukraine-Krieg scheint der jeweilige Gegner angeworbene Söldner aus Syrien für seinen Kampf nutzen zu wollen. Zahlreiche Söldner haben sich bereits freiwillig gemeldet, um im Krieg gegen die russischen Streitkräfte beziehungsweise die ukrainische Armee in der Ukraine zu kämpfen. Der russische Präsident Wladimir Putin hat kürzlich grünes Licht gegeben, syrische Freiwillige aus Nahost ins Konfliktgebiet zu bringen. Es sollen 16.000 Kämpfer aus dem Nahen Osten bereit stehen, um Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen.
Die Nachricht erfolgte, nachdem die ukrainische Regierung bekannt gegeben hatte, dass sich bislang etwa 20.000 Söldner aus 52 Ländern meldeten, um für die Ukraine in den Kampf zu ziehen. Eine Videoaufnahme, die am Freitag vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde, zeigt syrische Freiwillige, die sich für den Einsatz in der Ukraine gemeldet haben.
Russland greift auf Rekrutierungsstellen in Syrien zurück, wo junge Männer für den Dienst in russlandtreuen Milizen angeworben werden. Die eng mit der Kremlführung verbundene russische Söldnertruppe Wagner soll an solchen Aktionen beteiligt sein. Zu den Reihen der prorussischen Gruppen in Syrien gehören laut AP-Informationen Zehntausende von sogenannten Nationalen Verteidigungskräften, christlichen Milizkämpfern und Überläufern der Armee, die sich mit Häuserkampf und Guerillakriegen auskennen. Dazu gehören auch andere von Russland unterstützte Hilfseinheiten und Milizen, die an der Seite des syrischen Militärs gegen Terrorismus und Islamisten kämpften. "Russland könnte bei Bedarf schnell Mitglieder dieser Gruppen rekrutieren, um in der Ukraine zu kämpfen", so Danny Makki, ein Syrien-Analyst.
Zusammen mit von Iran unterstützten Kämpfern aus dem nahe gelegenen Irak, dem Libanon und anderen Teilen der Region kämpften diese Milizen nicht nur gegen syrische Separatisten, sondern halfen auch beim Kampf gegen die Gruppe "Islamischer Staat", nachdem diese 2014 große Teile des Irak und Syriens überrannt hatte. In der syrischen Küstenregion (Hochburg der Alawiten) und der ostsyrischen Provinz Deir ez-Zor sowie in der Hauptstadt Damaskus soll eine Kampagne im Gange sein, syrische Söldner anzuheuern.
Auf der anderen Seite erklärte die syrische Regierung kürzlich, dass sich zahlreiche islamistische Söldner aus Idlib bereit erklärt hätten, an der Seite des Westens gegen die russische Armee in der Ukraine zu kämpfen. Der stellvertretende syrische Außenminister Baschar al-Dschafari sagte, dass der Westen dabei kein Hindernis sehe, selbst den "Teufel" gegen Russland zu bewaffnen.
Die Dschihadisten sollen über die Türkei in die Ukraine verlegt worden sein. Es machen Gerüchte die Runde, dass die Türkei seit Anbeginn des Konfliktes ihre islamistischen Stellvertreter und Verbündeten von Istanbul in die Westukraine fliegen würde, wo sie dann die ukrainischen Streitkräfte unterstützen. Nach der militärischen Intervention der Türkei im syrischen Konflikt baute sich der nördliche Nachbarstaat eine Stellvertretergruppe in Nordsyrien auf, die sogenannte "Syrische Nationalarmee" (SNA), die ein Zusammenschluss verschiedener islamistischer Gruppen ist. Al Mayadeen vermeldete bereits, dass 450 Dschihadisten aus Nordsyrien mit verschiedenen Nationalitäten in der Ukraine eingetroffen sind, darunter auch Kämpfer von der islamistischen Terrorguppe Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS). Dabei ist zu erwähnen, dass sich die Nusra-Front im Jahr 2017 in HTS benannte, um offene Unterstützung durch westliche Staaten zu ermöglichen.
Al Monitor berichtet auch, dass syrische "Oppositionskämpfer" und Militante dschihadistischer Gruppen, die in Syrien operieren, bereit seien, in die Ukraine verlegt zu werden, um "Russland zu bekämpfen". Eine solche Entwicklung ist angesichts der starken antirussischen Stimmung in Idlib sowie des Dekrets des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, wonach Ausländer, die zum Kampf gegen Russland bereit sind, ohne Visum im Land eintreffen können, nicht unmöglich.
Insofern ist im Ukraine-Krieg nicht nur eine starke Präsenz von Neonazi-Milizen zu befürchten, sondern der Krieg hat bereits auch eine Grundlage dafür geschaffen, dass radikale Islamisten in der Ukraine eingesetzt werden.
Die Beteiligung tschetschenischer Kämpfer unter der Führung des Oberhaupts der tschetschenischen Republik Ramsan Kadyrow an der Seite der russischen Armee gegen die Ukraine hat zudem eine neue Dimension des Konflikts in der Ukraine offenbart. Die Beteiligung tschetschenischer Kämpfer unter der Führung von Kadyrow am Ukraine-Krieg an der Seite der Russen hat einen Streit unter den Islamisten in Idlib ausgelöst. Die Dschihadisten in Idlib ihrerseits verurteilten Kadyrow und seine Soldaten, die am Ukraine-Krieg teilgenommen hatten. Zugleich ist schon das Erscheinen separater Einheiten, die aus tschetschenischen Oppositionellen – Kadyrows Gegnern – bestehen, in der Ukraine bereits Realität geworden.
Zumindest die Kommandanten zweier Bataillone, bestehend aus tschetschenischen Freiwilligen, haben erklärt, dass sie sich an der "Verteidigung" der Ukraine beteiligen. Ein Bataillon von Freiwilligen ist nach dem ersten tschetschenischen Präsidenten Dschochar Dudajew benannt, angeführt von Adam Osmaew. Ein anderes ist nach Scheich Mansur benannt, angeführt von Muslim Cheberloewski. Es besteht nun die Gefahr, dass der Ukraine-Krieg zum Schauplatz eines Bruderkrieges unter Tschetschenen wird.
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