US-Spezialeinheiten haben nach Angaben des Pentagons am frühen Donnerstag eine "erfolgreiche und groß angelegte Operation zur "Terrorbekämpfung" im Nordwesten Syriens durchgeführt. Die Nachrichtenagentur AP berichtete indes, dass 13 Zivilisten bei schweren Gefechten im Rahmen einer US-Operation im Nordwesten Syriens getötet worden seien, darunter auch vier Kinder.
Der Pressesprecher des Pentagons, John Kirby, sagte in einer kurzen Erklärung, die Mission sei ein Erfolg gewesen.
"Es gab keine US-Opfer. Weitere Informationen werden bereitgestellt, sobald sie verfügbar sind."
Inzwischen verkündete US-Präsident Joe Biden, dass US-amerikanische Spezialkräfte den Anführer des sogenannten "Islamischen Staates" getötet hätten. Er habe den Einsatz in der vergangenen Nacht gegen Abu Ibrahim al Haschimi al Quraischi angeordnet, erklärte Biden. Das Vorgehen habe "die Welt zu einem sichereren Ort gemacht", behauptete der US-Präsident weiter.
Die US-Militärkoalition soll zudem Ziele nördlich von Idlib bombardiert haben. Mehrere Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur AP, sie hätten Körperteile in der Nähe eines Hauses im Ort Atme gesehen. Die Anwohner, die anonym bleiben wollten, sprachen auch von Hubschraubern, Explosionen und Maschinengewehrfeuer. Sie erklärten, sie seien Zeugen eines großen Bodenangriffs geworden, bei dem US-Streitkräfte mit Lautsprechern Frauen und Kinder aufgefordert hätten, das Gebiet zu verlassen. Sie beschrieben den Einsatz als die größte Militäroperation seit der Tötung des IS-Chefs Abu Bakr al-Bagdadi im Oktober 2019.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien erklärte, Truppen der US-geführten Koalition seien mit Hubschraubern in dem Gebiet gelandet und hätten ein Haus attackiert. Dabei sei es zu Zusammenstößen mit Kämpfern am Boden gekommen.
Das US-Militär hatte es laut einem Bericht der New York Times zunächst abgelehnt, das Ziel zu benennen. Auch wollte man sich vorläufig nicht zu Spekulationen äußern, es habe sich um einen hochrangigen regionalen Al-Qaida-Führer oder um den obersten Anführer der Terrorgruppe, Ayman al-Zawahri, selbst gehandelt.
In den sozialen Medien zirkulieren Videos zu dem Geschehen. Sie zeigen Menschen, die die Leichen von mindestens neun Männern, Frauen und Kindern aus den Trümmern des schwer beschädigten Hauses zu ziehen versuchen.
Die Sicherheitskräfte der Terrororganisation Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), die faktisch in Idlib regiert, sollen nach dem Überfall zu dem Ort des Geschehens geeilt sein. Der Anführer der Organisation, Muhammad al-Dschaulani, hatte im September noch auf die Anerkennung der Gruppierung vonseiten des Westens gehofft. Er plädierte in einem Interview für die Rekrutierung ausländischer Dschihadisten zur Bekämpfung des syrischen Staates.
In den vergangenen Tagen hatte der IS einen Angriff auf das Al Sina-Gefängnis in Hasaka in Nordostsyrien gestartet. Dort werden tausende IS-Kämpfer festgehalten. Selbstmordattentäter sprengten die Tore auf, die IS-Kämpfer übernahmen anschließend die Kontrolle über etwa ein Viertel der Haftanstalt. Die von den US-Besatzern unterstützten kurdischen Kräfte in Nordostsyrien sollen später die Kontrolle über das Gefängnis in Hasaka zurückgewonnen haben. Die Lage um das Gefängnis hatte sich zu tagelangen Feuergefechten ausgeweitet. Dabei waren die US-Besatzungstruppen in Nordsyrien den überforderten Milizen der sogenannten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) mit Schützenpanzern und Luftschlägen zu Hilfe geeilt. Die Angriffe auf das Gefängnis weckten beunruhigende Erinnerungen an den IS-Aufmarsch 2015 in Syrien.
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