Die von Iran unterstützte Ansarullah-Bewegung (Huthi-Milizen) setzte in der Nacht zum Montag vor der Küste des Jemen ein Frachtschiff fest. Die unter der Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate fahrende "Rawabi" war auf dem Weg von der Insel Sokotra zur saudischen Küstenstadt Dschisan.
Laut einem Huthi-Sprecher, der von einer "erfolgreichen und beispiellosen" Beschlagnahme sprach, handelt es sich um ein militärisches Frachtschiff. Das Schiff sei "ohne Genehmigung in jemenitische Gewässer eingedrungen" und habe "feindliche Handlungen" begangen, erklärte ein Sprecher auf Twitter.
Die Militärkoalition, die unter Führung Saudi-Arabiens im bettelarmen Jemen seit Jahren gegen Jemeniten kämpft, warf den Huthis die Entführung des Schiffes im Roten Meer vor. Die Koalition teilte dagegen mit, das Schiff habe medizinische Güter geladen und sei auf dem Rückweg von einem Einsatz zum Bau eines Feldkrankenhauses auf Sokotra gewesen. Saudi-Arabien forderte die Huthis mittlerweile auf, "das Schiff sofort freizugeben". Andernfalls würden "die Koalitionskräfte alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um gegen diese Verletzung vorzugehen".
Der letzte Beschlagnahme vor dem jemenitischen Hafen von Ras Isa fand Ende 2019 statt, als die Huthis kurzzeitig ein unter saudischer Flagge fahrendes Schiff und zwei südkoreanische Schiffe festsetzten.
Trotz eines unerbittlichen Luftwaffeneinsatzes und Kämpfen am Boden ist der Konflikt im Jemen weitgehend in eine Pattsituation geraten. Während des gesamten Konflikts seit 2015 hat die Ansarullah-Bewegung zunehmend Drohnenangriffe gegen Saudis durchgeführt und Raketen auf Flughäfen, Ölanlagen und militärische Einrichtungen innerhalb des Königreichs abgefeuert.
Während die saudische Militärkoalition seitdem gezielt zivile Einrichtungen und die für die Versorgung der Bevölkerung lebenswichtige Infrastruktur bombardiert, leiden Millionen Menschen im Jemen aufgrund der von den Saudis verhängten Blockade gegen Jemeniten unter anderem an akutem Hunger. Im Jemen-Bürgerkrieg wurden Berichten zufolge etwa 130.000 Menschen getötet, darunter Tausende von Zivilisten.
Die neue Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP will Berichten zufolge den Rüstungsexportstopp für Saudi-Arabien im kommenden Jahr fortsetzen. Unklar bleibt aber noch, ob sie wie die Vorgängerregierung von Union und SPD Ausnahmen für Gemeinschaftsprojekte mit Bündnispartnern zulässt. Das geht aus Antworten des vom Grünen-Vizekanzler Robert Habeck geführten Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima auf dpa-Anfragen hervor.
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