Der oberste US-Kommandant für den Nahen Osten General Franklin McKenzie erklärte, dass die USA die gegenwärtigen 2.500 Soldaten auf absehbare Zeit im Irak behalten werden, nachdem die US-Regierung den Kampfeinsatz der USA im Irak vor Kurzem offiziell für beendet erklärt hatte.
Der Befehlshaber des US-Zentralkommandos (CENTCOM) warnte, dass er mit zunehmenden Angriffen auf US- und irakisches Personal durch von Iran unterstützte Milizen rechne, die entschlossen seien, die US-Streitkräfte aus dem Land zu verdrängen. McKenzie sagte in einem Interview mit The Associated Press im Pentagon, dass die US-Armee trotz der Änderung der Mission von einem Militäreinsatz zu einer nicht kampfbereiten Rolle dem Irak weiterhin Luftunterstützung und andere militärische Hilfe im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat leisten werde.
Im Irak waren bislang nach Angaben des Weißen Hauses rund 2.500 US-Kräfte im Einsatz. Nun soll sich die Zahl der US-Soldaten kaum ändern, aber die Soldaten sollen künftig offiziell nur als Ausbilder und Berater im Einsatz bleiben. Die Gesamtpräsenz der US-Streitkräfte werde von zukünftigen Vereinbarungen mit der irakischen Regierung abhängen, bekräftigte McKenzie in seinem Interview mit AP.
Der CENTCOM-Befehlshaber stellte fest, dass von Iran unterstützte Milizen zum Ziel hätten, alle westlichen Truppen aus dem Irak zu vertreiben. "Sie wollen eigentlich, dass alle US-Streitkräfte abziehen, aber alle Truppen werden doch nicht den Irak verlassen", betonte er. McKenzie fügte aber hinzu, es könnte eine Reaktion provozieren, wenn US-Truppen nach dem Ablauf des Monates im Irak verbleiben. Die Biden-Regierung hatte im Juli angekündigt, den US-Kampfeinsatz im Irak bis zum 31. Dezember zu beenden.
Die USA waren 2003 im Rahmen einer Militärintervention in den Irak einmarschiert, wobei auf dem Höhepunkt des Einsatzes mehr als 170.000 US-Soldaten im Land präsent gewesen waren. Zwar waren Ende 2011 alle US-Streitkräfte abgezogen worden, aber nur drei Jahre später kamen US-Truppen unter dem Vorwand zurück, dem Irak zu helfen, den "Islamischen Staat" zurückzuschlagen, der von Syrien aus in den Irak eingedrungen war.
Iranische Stellvertreter wurden unlängst für einen Anschlagversuch auf den irakischen Premierminister Mustafa al-Kadhimi im vergangenen Monat verantwortlich gemacht. McKenzie verurteilte den Vorfall und sagte: "Ein Angriff auf den Premierminister ist ein ziemlich bedeutender Vorfall."
Iran wies US-Vorwürfe seinerzeit zurück, in den Angriff auf die Residenz des Ministerpräsidenten in der hochgesicherten Grünen Zone Bagdads involviert zu sein, in der unter anderem die US-Botschaft liegt. Die Iran nahestehenden Kräfte gingen von einem inszenierten Drohnenangriff aus. US-Sicherheitsbeamte warfen Iran auch vor, hinter dem Drohnenangriff auf den US-Stützpunkt at-Tanf im Oktober gesteckt zu haben, wo US-Besatzungstruppen in Südsyrien stationiert sind.
Wie bei der langen Kampagne der Taliban gegen die Präsenz der US-Amerikaner in Afghanistan kämpften Iran und seine Verbündeten darum, die USA aus dem Irak und dem weiteren Nahen Osten zu verdrängen. "Iran verfolgt immer noch die Vision, uns aus der Region zu vertreiben", sagte McKenzie. "Und sie sehen das Hauptschlachtfeld dafür im Irak. Und ich glaube, sie sind der Ansicht, dass sie die Spannungen im Irak dahingehend erhöhen können, dass wir das Land verlassen."
Die Lage im Irak ist seit der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch einen US-Luftangriff in Bagdad Anfang Januar 2020 und einen Vergeltungsschlag Irans gegen Militärstützpunkte im Irak, die vom US-Militär genutzt werden, sehr angespannt. Das Parlament des Irak hatte nach der Ermordung des iranischen Generals auf irakischem Boden den Abzug der US-Truppen aus dem Land gefordert. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte seinerzeit für eine Resolution, in der das Ende der ausländischen Militärpräsenz im Irak verlangt wurde.
McKenzie stellte fest, dass die US-Truppenpräsenz im Nahen Osten seit letztem Jahr deutlich zurückgegangen sei, "als sie inmitten der Spannungen mit Iran ihren Höhepunkt mit bis zu 80.000 Soldaten erreichte". Der General erklärte, er sei besonders besorgt über die Entwicklung von ballistischen und Marschflugkörpern sowie bewaffneten Drohnen durch Iran.
"Wir halten es für wichtig, mit unseren Partnern in der Region zusammenzuarbeiten", um Iran entgegenzutreten, wobei die USA nach anderen Stützpunkten und Möglichkeiten suchen, Truppen zu verlegen, um dieses Ziel zu erreichen, betonte der US-General.
Die USA identifizierten jüngst China und Russland als die größten "nationalen Sicherheitsbedrohungen". Die US-Regierung bezeichnet China als "Herausforderung der USA im Tempo" und versucht insofern, mehr Anstrengungen und Ressourcen im Pazifik zu bündeln, während USA sich schrittweise aus Nahen Osten zurückziehen.
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