Hunderte vertrauliche Dokumente im Zusammenhang mit einer Geheimdiensteinheit der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) wurden versehentlich im Rahmen eines Gerichtsverfahrens zwischen einem Offizier der Einheit und der Armee auf der offiziellen Webseite des israelischen Gerichts veröffentlicht.
Nachdem die israelische Zeitung Haaretz die IDF wegen des Datenlecks kontaktiert hatte, entfernte die Armee die Dokumente und blockierte den Zugang zu ihnen auf der Webseite der Regierung.
Ein israelischer Offizier, der in einer hochgeheimen technologischen Einheit des israelischen Geheimdienstes dient, hat in den vergangenen Jahren rechtliche Schritte gegen die Armee eingeleitet, da er seinen Dienst in der Berufsarmee nicht verlängern wollte.
Die Anklage wurde von einem Militärgericht hinter verschlossenen Türen angehört, bei dem Hunderte interne Unterlagen eingereicht wurden, um den Fall zu ermitteln. Als das Gerichtsverfahren abgeschlossen war, akzeptierte der Offizier die Entscheidung der Armee nicht und legte Berufung vor einem Zivilgericht ein.
Die Dokumente, die Teil des Verfahrens vor dem Bezirksgericht Tel Aviv waren, wurden dem Gericht offen vorgelegt. Trotz der Forderung des israelischen Sicherheitsdienstes, die internen Daten wegen Gefährdung der Staatssicherheit sorgsam zu behandeln, wurden sie in eine Gerichtsakte aufgenommen, als öffentlich zugänglich markiert und ins Netz gestellt. Infolgedessen konnte jeder mit einer Zugriffsberechtigung für die Webseite des Gerichts die gesamten sensiblen Unterlagen einsehen.
Zu den durchgesickerten Informationen gehörten Details über die Struktur der Geheimdiensteinheit, ihre Arbeitsweise, die sensibelsten Projekte, die sie in den letzten Jahren verwaltet hat, die Namen, Adressen und in einigen Fällen die Telefonnummern von Offizieren und zivilen Armeeangehörigen in sensiblen Positionen. Die Unterlagen enthielten auch Informationen über Verbindungen zwischen der Geheimdiensteinheit und anderen Spezialeinheiten der IDF, die im Rahmen der gemeinsamen Zusammenarbeit komplexe Operationen über die israelische Grenze hinweg durchführen.
Als die israelische Armee von Haaretz auf das Datenleck aufmerksam gemacht wurde und herausfand, welche vertraulichen Daten ins Netz gestellt wurden, waren Sicherheitsbeamte vom Umfang des an die Öffentlichkeit durchgesickerten Materials überrascht. Sie erklärten, die aufgedeckten Informationen könnten womöglich die Staatssicherheit gefährden.
"Der Fall wird untersucht", sagte ein IDF-Sprecher. "Die Webseite des Gerichts wird vom Justizministerium verwaltet, und mit der Übermittlung von Informationen durch Geheimdienstbeamte der IDF hat das Justizministerium die sensiblen Materialien entfernt und den Zugang zu diesen Daten auf der Webseite gesperrt", fügte er hinzu. Das Gericht erklärte wiederum, dass die Akten in Ermangelung einer gesetzlichen Vertraulichkeit oder eines Antrags einer Partei auf Vertraulichkeit der Unterlagen als für die Öffentlichkeit zugänglich eingestuft wird – teilweise im Einklang mit dem Grundsatz der Öffentlichkeit des Verfahrens.
Israel war in letzten Wochen einer Welle von Hackerangriffen ausgesetzt. So war etwa das israelische Verteidigungsministerium zum Ziel eines Hackerangriffs geworden. Iranische Hacker veröffentlichten Daten, die mutmaßlich vertrauliche Informationen über Hunderte von IDF-Soldaten enthalten. Der Blog der Hacker-Gruppe "Moses Staff" erklärte, die Gruppe habe über 165 Server und 254 Webseiten gehackt und über 11 Terabyte an Daten zusammengestellt, darunter Informationen über Israels Post, das Verteidigungsministerium und Dateien im Zusammenhang mit Verteidigungsminister Benny Gantz. Die sogenannte "Black Shadow"-Hackergruppe, die vermutlich Verbindungen zu Iran hat, stellte kürzlich einen Teil der erbeuteten persönlichen Daten von Nutzern der LGBTQ-Datingseite Atraf in Israel ins Netz.
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