Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan forderte die europäischen Staaten auf, die Verantwortung für Flüchtlinge aus Afghanistan zu übernehmen. Er bestand darauf, dass sein Land nicht die Absicht habe, "Europas Migrantenlager" zu werden, nachdem die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine neue Welle von Flüchtlingsströmen ausgelöst hatte, berichtet Press TV.
"Die Türkei hat nicht die Aufgabe, Verantwortung oder Verpflichtung, das Flüchtlingslager Europas zu sein."
Europa könne sich dem "Problem" nicht entziehen, indem es seine Grenzen fest verschließe, sagte Erdoğan am Donnerstagabend: "Wenn es das tut, verletzt Europa nicht nur internationales Recht, sondern kehrt auch humanitären Werten den Rücken zu."
Der türkische Präsident betonte nach einer Kabinettssitzung, die Türkei habe Maßnahmen entlang ihrer Grenzen nach Iran ergriffen. Ankara könne Gespräche mit der neuen Regierung in Afghanistan aufnehmen, die von den Taliban gebildet werde, um "unsere gemeinsame Agenda" zu diskutieren.
Erdoğans Äußerungen erfolgten, nachdem europäische Staats- und Regierungschefs diese Woche erklärt hatten, dass es in EU-Interesse liege, eine weitere Migrationskrise zu verhindern.
In Ankara sorgte kürzlich der Vorstoß des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz für Verstimmung, nachdem dieser in einem Interview gesagt hatte: "Wenn Menschen fliehen müssen, dann halte ich Nachbarstaaten wie die Türkei oder andere sichere Teile Afghanistans definitiv für den richtigeren Ort, als dass die Menschen alle nach Deutschland, Österreich oder Schweden kommen."
Die türkische Regierung sieht der neuen Flüchtlingswelle aus Afghanistan allerdings nicht tatenlos zu. Mit einer Reihe von Maßnahmen will sie die Zahl der illegal in der Türkei lebenden afghanischen Flüchtlinge so klein wie möglich halten. Die Türkei hat bereits begonnen, an der Grenze zu Iran eine Mauer zu bauen, wie sie bereits an Teilen der Grenze zu Syrien steht.
Die Türkei hat so viele Flüchtlinge aufgenommen wie kein anderes Land der Welt in den vergangenen Jahren. Neben rund 3,6 Millionen Menschen aus Syrien leben dort bereits jetzt Hunderttausende weiterer Migranten, darunter auch Menschen aus Afghanistan. Der Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei ist schon lange brüchig. Da nun viele Menschen aus Afghanistan flüchten, nimmt die Flüchtlingskrise eine neue Dimension an.
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