Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah hielt am Dienstag eine Fernsehansprache zur Wirtschaftskrise in Libanon und zum Scheitern des Westen in Afghanistan, berichtet Almayadeen.
In seiner Rede erklärte Nasrallah, die Wirtschaftskrise in Libanon im Zuge der US-Sanktionen sei "Teil eines Wirtschaftskriegs, der darauf abziele, das libanesische Volk zu 'demütigen'". Der Hisbollah-Chef fügte hinzu, dass Libanon ein Teil der Achse des Widerstands in der Region sei, und "die USA Libanon unterwürfig und gehorsam halten" wollten.
Das Ziel dieses Wirtschaftskrieges ist es, Druck auf das libanesische Volk auszuüben, um es zum Zusammenbruch zu bringen.
Was gerade in Libanon ablaufe, sei nicht nur Ergebnis interner Probleme, sondern auch das eines externen Krieges, unterstrich Nasrallah.
In seiner Rede warf Nasrallah einigen Funktionären in Libanon vor, die aktuelle Krise zu ignorieren, indem sie Öl nach Syrien schmuggeln, um damit die Schuld auf Syrien und seine Verbündeten abzuwälzen. "Einige von denen, die Treibstoff nach Syrien schmuggeln, gehören offenbar zu seinen Feinden", sagte Nasrallah.
"Wir lehnen Schmuggel ab und schützen niemanden, der ihn unternimmt. Wir arbeiten daran, Krankenhäuser und Kommunen mit Diesel zu versorgen", fügte er hinzu. Nasrallah gab bekannt, dass die Hisbollah offizielle Kontakte zu Beamten in Syrien aufgenommen habe, um Diesel zu beschaffen, um den Bedarf von Krankenhäusern und Bäckereien in Libanon zu decken. Krankenhäuser klagten zuletzt über massive Engpässe bei Treibstoff für ihre Generatoren.
Libanon leidet unter einer schweren Treibstoffknappheit. Autofahrer warten inzwischen stundenlang an den Tankstellen. Infolge des Treibstoffmangels kommt es im Libanon seit Monaten zu Stromausfällen, in vielen Fällen ist die Stromversorgung für 22 Stunden am Tag unterbrochen.
Am Sonntag kündigte Nasrallah an, dass die von Iran unterstützte libanesische Gruppe Hisbollah beginnen würde, Benzin und Diesel aus Iran zu importieren, berichtet Reuters. Nasrallah sagte am Sonntag, Iran habe ihm versichert, dass er zum Libanon stehen werde. Im Juni drohte bereits der Generalsekretär der Hisbollah angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise mit Ölimporten aus Iran. Er forderte die Behörden auf, ihre Angst vor den USA zu überwinden und eine "mutige Entscheidung" zu treffen.
Die Sanktionen, die die USA in letzter Zeit Syrien und Iran auferlegt hatten, hatten bislang verheerende Auswirkungen auf Wirtschaftssektoren in Libanon, da sie das Land von seinen regionalen Handelspartnern abgetrennt hatten. Im Juni 2020 setzte insbesondere die US-Regierung gegen Syrien einen erdrückenden Sanktionsmechanismus in Kraft, der als Caesar-Gesetz bekannt ist.
Zum Desaster des Westens in Afghanistan erklärte Nasrallah, die Bilder von Kabul hätten an die Aufnahmen von 1975 erinnert, als die USA ihre Bürger und Personal aus Saigon ausgeflogen hatten.
Nasrallah sagte, die von den USA geführte NATO-Mission in Afghanistan sei "kläglich gescheitert", und der demütigende Rückzug der USA aus dem Land habe gezeigt, dass Washington nicht "im Namen seiner Verbündeten" in der Region kämpfen würde.
Biden erklärte, dass es nicht die Pflicht der US-Amerikaner sei, im Namen von irgendjemandem zu kämpfen. Dieses Statement ist eine Botschaft an diejenigen (US-Verbündeten in der Region), die weiterhin hoffen, dass die US-Amerikaner für sie kämpfen.
Nasrallah behauptete anschließend, dass Biden einen Bürgerkrieg in Afghanistan durch einen Kampf zwischen den Taliban und den afghanischen Streitkräften befeuern wolle.
Mehr zum Thema - Ein Jahr nach Beirut-Explosion: Libanon als Schauplatz geopolitischer Konflikte