Die US-Botschaft in Kabul hat CNN zufolge ihre Mitarbeiter angewiesen, sensible Dokumente sowie anderes Material, das als "Propaganda" benutzt werden könnte, zu vernichten.
Hintergrund der Meldung ist ein massiver Vorstoß der Taliban auf Kabul. Inzwischen stehen die Milizen elf Kilometer vor der Hauptstadt. Die Taliban setzen ihre Gebietsgewinne in Afghanistan in rasantem Tempo fort, wobei sie inzwischen binnen einer Woche mehr als die Hälfte aller Provinzhauptstädte, unter anderem die zweit- und drittgrößte Stadt des Landes einnahmen: Herat und Kandahar.
In der Kurzmitteilung an die Mitarbeiter der US-Botschaft wurden die Diplomaten aufgefordert, Computer und andere vertrauliche Dokumente sowie Gegenstände mit der US-amerikanischen Flagge, Botschaftslogos und anderen Artikeln, die "in den Propagandabemühungen missbraucht werden könnten" vor ihrer Abreise zu zerstören, so CNN. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, die Mitteilung sei Teil eines "Standardverfahrens" beim Abzug von Botschaften.
Wegen der verschärften Bedrohungslage in Afghanistan sind die US-Streitkräfte dabei, zusätzliche 3.000 Soldaten an den Flughafen in Kabul zu verlegen, um die Reduzierung des Personals in der US-Botschaft in Kabul abzusichern. Erste US-Truppen sind am Freitag in Kabul eingetroffen, um bei der Evakuierung der Botschaft zu helfen, wie der afghanische Nachrichtensender TOLOnews berichtet. Die US-Regierung soll auch erwogen haben, die US-Botschaft von ihrem derzeitigen Standort in der Hauptstadt an den Flughafen Kabul zu verlegen, berichtete CNN.
Fars News berichtet zudem unter Berufung auf afghanische Medien, dass schwarzer Rauch über der kanadischen Botschaft aufstiegen sei. Dies führte zu Spekulationen, dass dort Dokumente verbrannt worden sein könnten.
DerFAZ-Korrespondent in Washington behauptete in seinem Kommentar am Freitag, zusätzliche 3.000 Soldaten am Flughafen in Kabul sollten verhindern, dass sich in Kabul wiederhole, was 1979 in Teheran passiert war: "Wovor man in Washington aber offenbar Angst hat, ist ein Teheran-Szenario, also eine Belagerung der Botschaft oder gar die Geiselnahme von Amerikanern."
Bei der Geiselnahme von Teheran besetzten iranische Studenten am 4. November 1979 im Verlauf der Islamischen Revolution die US-Botschaft in Teheran, um gegen die Aufnahme des gestürzten Schahs Reza Pahlavi in den USA zu protestieren.
Auf dem US-Botschaftsgelände befinden sich etwa 4.000 Personen, darunter 1.400 US-Amerikaner. Wie viele Landsleute nach dem Abzug, der auch weiterhin bis Ende August abgeschlossen sein soll, in Kabul verbleiben sollen, wollte Ned Price, der Sprecher des State Department, am Donnerstag nicht sagen.
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