Kabul ruft Botschafter aus Pakistan zurück – Neue Runde von innerafghanischen Friedensgesprächen

Als Konsequenz aus der Entführung der Tochter des afghanischen Botschafters in Pakistan hat Kabul den Chefdiplomaten und weitere Mitarbeiter der Botschaft aus Islamabad abgezogen. In Doha kamen derweil Vertreter der afghanischen Regierung und der Taliban erneut zu innerafghanischen Friedensgesprächen zusammen.

Aus Sicherheitsgründen hat Afghanistan seinen Botschafter aus Pakistan zurückbeordert. Die 26-jährige Tochter des Diplomaten war zuvor zeitweilig entführt worden. "Die Führung der Islamischen Republik Afghanistan hat den afghanischen Botschafter und hochrangige Diplomaten aus Pakistan zurückgerufen, bis alle Bedrohungen behoben sind, einschließlich der Festnahme und des Gerichtsverfahrens gegen den Entführungstäter", erklärte das afghanische Außenministerium am Sonntag. Pakistan bezeichnete den Rückruf des Botschafters als "bedauerlich". 

Der pakistanische Außenminister traf sich vor der Abreise noch mit dem afghanischen Botschafter und versicherte ihm, dass Islamabad in diesem Fall uneingeschränkt mit Kabul kooperieren werde. Der pakistanische Premierminister Imran Khan stufte die Untersuchung der Entführung als ein vorrangiges Thema ein, und forderte, die Täter innerhalb von 48 Stunden zu fassen.

Das afghanische Außenministerium will eine Delegation nach Pakistan entsenden, um die Untersuchung der Entführung zu überwachen, teilte das Ministerium mit, ohne den Tag anzugeben, an dem die Delegation im Nachbarland eintreffen wird. Die 26-jährige Silsila Alichil war am Freitag von Unbekannten entführt worden. Sie war nach einigen Stunden mit Verletzungen und Fesselspuren an Handgelenken und Knöcheln wieder freigekommen.

Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten Afghanistan und Pakistan sind schon länger angespannt. Die afghanische Regierung wirft Pakistan vor, die Taliban zu unterstützen. Pakistan wiederum beschuldigt Afghanistan, es zuzulassen, dass militante Kräfte von afghanischem Territorium aus in die pakistanischen Gebiete vordringen und dort Anschläge verüben.

Weiter gingen am Wochenende die innerafghanischen Gespräche. Vertreter der afghanischen Regierung und der Taliban trafen sich in Doha, um die ins Stocken geratenen Friedensgespräche weiter zu führen. Der Anführer der Taliban erklärte dazu, dass sich seine Bewegung für eine politische Lösung einsetze, um den jahrzehntelangen Krieg in Afghanistan zu beenden, auch wenn die Milizen eine große Offensive im ganzen Land gestartet hätten. 

Delegationen der afghanischen Regierung und der Taliban teilten laut Al Jazeera in einer gemeinsamen Erklärung am Sonntag mit, dass die Gespräche ergebnislos endeten. Sie sollen aber fortgesetzt werden, um die Friedensverhandlungen zu beschleunigen.

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