Vor der geplanten Vereidigung der neuen Regierung hat die israelische Polizei den umstrittenen Flaggenmarsch nationalistischer Israelis in Jerusalem vorläufig verboten. Heute findet jedoch nach Aufhebung des Verbots der umstrittene Marsch von rund 5.000 israelischen radikalen Siedlern statt. Israel bereitet sich mit einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften in der Jerusalemer Altstadt vor. Die israelische Armee soll zudem zusätzliche Kräfte ins Westjordanland verlegt haben, so die Jerusalem Post.
Die Palästinenser empfinden den Marsch, der auch durch das muslimische Viertel der Altstadt führt, als Provokation. Die beiden größten Palästinenserorganisationen, Fatah und Hamas, riefen mittlerweile als Reaktion zu einem "Tag des Zorns" auf.
Die Führer der Hamas-Bewegung im Gazastreifen warnten bereits vor erneuten Kampfhandlungen: "Wir warnen vor den gefährlichen Auswirkungen, die sich aus der Absicht der Besatzungsmacht ergeben könnten, extremistischen israelischen Siedlern zu erlauben, morgen den Flaggenmarsch im besetzten Jerusalem durchzuführen", teilte der Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiegebiete Mohammad Shtayyeh gestern auf Twitter mit.
Der ursprüngliche Weg des Marsches am 10. Mai wurde umgeleitet, um das muslimische Viertel der Altstadt zu umgehen. Israelische Rechte beschuldigten ihre Regierung später, der Hamas nachzugeben, nachdem sie die Route für den Marsch geändert hatte.
Die US-Botschaft in Jerusalem untersagte inzwischen ihren Mitarbeitern und Familien das Betreten der Altstadt angesichts möglicher Eskalationen. Der geplante Flaggenmarsch in Jerusalem könnte den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern neu entfachen. Für den Fall eines neuen Krieges soll der israelische Verteidigungsminister bereits neue Angriffsziele auserkoren haben.
Nach einem Aufmarsch rechtsextremer jüdischen Israelis am Zugang zur Altstadt von Jerusalem kam es dort Ende April zu den schwersten gewalttätigen Konfrontationen seit Jahren. Nach Angaben von Augenzeugen riefen ultra-rechte Israelis "Tod den Arabern!" Die Lage nahm zugleich eine ernste Wendung, nachdem die Israelis palästinensische Häuser im Stadtteil Scheich Dscharrah angegriffen und eine neue Reihe von Zwangsräumungen der Palästinenser befeuert hatten. Diese Konfrontationen führten zu einem elf-tägigen Krieg zwischen der Hamas und der israelischen Armee. Bei dem heftigen gegenseitigen Raketenbeschuss zwischen Israel und der Hamas waren 254 Palästinenser getötet worden, darunter 66 Kinder. In Israel wurden nach eigenen Angaben zwölf Menschen durch aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen getötet.
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