Mehrere Raketen haben am Mittwoch um Mitternacht in zwei irakische Militärstützpunkte eingeschlagen. Auf ihnen waren US-Truppen und ausländische Auftragnehmer stationiert, wie irakische Sicherheitsbeamte und das Militär mitteilten.
Drei Raketen trafen die von US-Truppen genutzte Luftwaffenbasis Balad nördlich von Bagdad, ohne dabei Opfer oder Schäden zu verursachen. So hieß es in einer Erklärung des irakischen Militärs.
Nur Stunden später, in frühen Morgenstunden des Donnerstags, schlug mindestens eine Rakete in der Nähe einer Militärbasis beim Flughafen von Bagdad ein. Das teilten zwei irakische Sicherheitsbeamte mit. Es ist unklar, ob die Explosion durch eine Rakete oder einen Drohnenangriff verursacht wurde. Es habe keine Verletzte gegeben, hieß es in der Erklärung.
Zu dem Raketenangriff auf US-Einrichtungen bekannte sich zwar zunächst niemand, aber US-Beamte haben zuvor von Iran unterstützte irakische Milizen für solche Angriffe verantwortlich gemacht.
Die Vorfälle waren die jüngsten in einer Reihe von Angriffen, die weiterhin auf die US-Besatzungstruppen im Irak abzielen. Mehr als ein Dutzend Raketen- und Drohnenangriffe haben seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden in diesem Jahr US-Militärstützpunkte und die stark abgesicherte Grüne Zone in Bagdad ins Visier genommen. Mehr als zehn Menschen wurden mittlerweile getötet, darunter zwei ausländische Auftragnehmer.
Im April wurde ein ausgeklügelter Drohnenangriff auf eine Halle der CIA im Flughafen der nordirakischen Stadt Erbil durchgeführt, der die Sicherheitsbeamten des Weißen Hauses und des Pentagons zutiefst beunruhigte. Obwohl bei dem Angriff niemand zu Schaden gekommen sein soll, führte er nach Angaben westlicher Sicherheitsbeamter zu einer langen Nacht der Überlegungen, wie man reagieren sollte. Statt Raketen hätten die Milizen gelegentlich kleine, tieffliegende Drohnen mit festen Flügeln eingesetzt, um nicht vom Luftverteidigungssystem erfasst zu werden, berichtet vor Kurzem die Washington Post.
Der Mittwoch war allerdings ein vielversprechender Tag für Iran und schiitische Milizen in Irak. Esmail Qaʾani, Kommandeur der iranischen Quds-Einheit und somit Nachfolger des von den USA ermordeten Generalmajors Qassem Soleimani, traf am selben Tag in Bagdad ein. Darüber hinaus wurde der hochrangige Kommandant der schiitischen Nationalmobilmachung (Haschd al-Schaabi, PMF), Qasim Muslih, aus der Haft freigelassen. In den vergangenen Tagen kam es angesichts seiner Verhaftung zu einer Konfrontation zwischen der irakischen Regierung und schiitischen Milizen.
Das Treffen von iranischen General Qaʾani soll die anhaltenden Spannungen zwischen der Regierung und den mit Iran verbundenen Milizen nach Muslehs Verhaftung angehen, meldet AP.
Musleh wurde am 27. Mai wegen Vorwürfen zu seiner mutmaßlichen Beteiligung an den jüngsten Raketen- und Drohenangriffen auf US-Truppen verhaftet. Der Oberste Justizrat des Irak erklärte, Musleh sei wegen unzureichender Beweise freigelassen worden und es seien dabei ordnungsgemäße rechtliche Verfahren befolgt worden. Anhänger von Musleh begrüßten ihn am Mittwoch nach seiner Freilassung mit Umarmungen auf Bagdads zentraler Jadriya-Brücke und machten Fotos und Videos mit ihm, um zu feiern.
Die Lage im Irak ist seit der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch einen US-Luftangriff in Bagdad Anfang Januar 2020 und einen Vergeltungsschlag Irans gegen Militärstützpunkte im Irak, die vom US-Militär genutzt werden, äußerst angespannt. Schiitische Milizen als Verbündete Irans versuchen seither durch Angriffe auf US-Ziele im Irak, die USA dazu bewegen, so schnell wie möglich das Land zu verlassen.
Mehr zum Thema - US-General McKenzie: Russland und China bauen ihren Einfluss im Nahen Osten aus