In der Ölraffinerie Schahid Tondgujan am Rand der Hauptstadt Teheran ist es am Mittwochabend zu einem Großbrand gekommen. Ein Sprecher der Anlage bestätigte am Abend entsprechende Medienberichte, wies jedoch Spekulationen über einen Sabotageakt zurück. Der Brand habe eine technische Ursache. Bei diesem Vorfall soll in der Raffinerie eine Gasleitung explodiert sein. Der Unfall sei durch ein Leck in einer Flüssiggas-Notfallleitung verursacht worden.
Das Feuer wurde mittlerweile unter Kontrolle gebracht und niemand dabei verletzt, so der Sprecher der Ölraffinerie. Die Raffinerie Schahid Tondgujan im Süden der Hauptstadt werde allerdings wohl eine Weile stillgelegt werden. Am Donnerstagnachmittag teilte der Sprecher der Raffinerie jedoch mit, dass Produktionsanlage in den nächsten Stunden wieder in Betrieb gehe, hieß es von der Tasnim News Agency. Bis dahin bleibt das Ausmaß der Schäden in der Infrastruktur allerdings noch unklar. Alle Krankenhäuser in der Nähe der Raffinerie waren am Mittwoch wegen möglicher Schwerverletzter in Alarmbereitschaft.
Während die iranische Regierung versuchte, der Öffentlichkeit zu versichern, dass das Feuer die Benzinproduktion nicht beeinträchtigen werde, bildeten sich am Donnerstagmorgen, dem Beginn des Wochenendes in der Islamischen Republik, lange Schlangen vor den Tankstellen.
Wenige Stunden zuvor am selben Tag war eines der größten Schiffe der iranischen Marine im Golf von Oman in Brand geraten und unter ungeklärten Umständen später gesunken. Alle Besatzungsmitglieder des militärischen Trainingsschiffs namens Charg wurden vorher evakuiert. Das Schiff war für eine Übungseinheit auf dem Weg in internationale Gewässer, als das Feuer ausbrach. Unklar ist noch, wie die Charg nur sechs Stunden nach Ausbruch des Feuers sinken konnte. Die Charg wurde in den 70er-Jahren in Großbritannien gebaut und 1984 in die iranische Marine aufgenommen.
Diese mysteriösen Vorfälle am selben Tag in Iran verstärkten den Verdacht, dass Israel hinter diesen Explosionen stecken dürfte. Am Ende seiner fünfjährigen Dienstzeit behauptete der scheidende Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad Yossi Cohen – kurz vor den mysteriösen Explosionen in Iran –, dass Israel in das Herz seines Feindes Iran eingedrungen sei. Cohen bezog sich dabei auf die Sabotageakte seines Dienstes auf die Urananlagen in Iran und auf die Ermordung des iranischen Kernphysikers Mohsen Fachrisadeh. Auf die iranische Nuklearanlage in Natanz in der zentraliranischen Provinz Isfahan war im April ein Angriff verübt worden, der zum Ausfall der Stromversorgung geführt hatte.
Von dieser asymmetrischen Kriegführung zwischen Teheran und Tel Aviv bleibt Israel jedoch nicht verschont. Nach der jüngsten Explosion in der Atomanlage Natanz erschütterte am 20. April eine gewaltige Explosion ein Raketenlager in Israel. Während israelische Medien von einem routinemäßigen Raketentest ausgingen, behauptet ein iranischer Sicherheitsexperte, dass ein mutmaßlich durch Iran beauftragter Agent das Raketenlager infiltriert habe, um die Tanks voller Festbrennstoff und Explosivmitteln zu sprengen.
Ihren Schattenkrieg führen Israel und Iran nicht nur aus der Luft oder auf dem Land, sondern auch in internationalen Gewässern. Israel greift im östlichen Mittelmeer und im Roten Meer iranische Handelsschiffe an, umgekehrt nehmen die Iraner israelische Schiffe ins Visier. Das iranische Schiff MV Saviz wurde Anfang April bei einer Explosion im Roten Meer beschädigt. Laut Medienberichten war womöglich Israel für den Vorfall verantwortlich. Als Vergeltungsmaßnahme traf ein paar Tage später eine iranische Rakete das in israelischem Besitz befindliche Schiff Hyperion in der Nähe der Vereinigten Arabischen Emirate im Arabischen Meer.
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