Nach Apartheids-Warnungen: Israel bestellt französischen Botschafter ein

In einem Interview am Sonntag sagte der französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian, das "Risiko der Apartheid sei hoch", wenn Israel weiterhin "nach einer Einstaatenlogik" handele und den Status quo beibehalte. Nun bestellt Israel den französischen Botschafter ein.

Nach Apartheids-Warnungen des französischen Außenministers Jean-Yves Le Drian hat Israel den Botschafter des Landes einbestellt. Der israelische Außenminister Gabi Aschkenasi habe den Gesandten in sein Büro zitiert, um ihm eine "Rüge" zu erteilen, teilte das Außenministerium in Jerusalem mit.

Le Drian hatte in einem Interview am Sonntag vor der Gefahr der "Apartheid" in Israel gewarnt. Auch in israelischen Städten seien es im Rahmen der jüngsten Eskalation der Gewalt zwischen militanten Palästinensern und Israel zu Konfrontationen zwischen Juden und Arabern gekommen. Das zeige, dass man "die Zutaten für eine Apartheid" habe, die lang anhalten könnte, wenn es eine andere Lösung als die Zweistaatenlösung gebe, sagte er in der Sendung Grand Jury. "Wir müssen also versuchen, diese Situation zu vermeiden." 

Laut einer Erklärung des israelischen Außenministeriums erklärte Aschkenasi dem französischen Botschafter Eric Danon, dass die Kommentare Le Drians "inakzeptabel, unbegründet und weit von der Realität entfernt sind und Israel sie vollständig ablehnt".

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte daraufhin bereits am Mittwoch einen "scharfen Protest" ausgesprochen. "Der Minister hat gesagt, dass Israel ein Apartheidstaat werden könnte – eine dreiste, falsche Behauptung ohne jede Grundlage", sagte Netanjahu. Israels Bürger seien vor dem Gesetz gleich, ungeachtet ihrer Herkunft. Israel sei ein "Leuchtturm für Demokratie und Menschenrechte in unserer Region, die einzige echte Demokratie in unserer Region". Daher werde man "keine scheinheiligen und lügnerischen Moralpredigten in dieser Frage dulden".

Es ist nicht das erste Mal, dass ein französischer Botschafter dem Zorn des israelischen Außenministeriums ausgesetzt ist, weil er Israel der Apartheid beschuldigt. Im April 2019 lud Israel die ehemalige Botschafterin Hélène Le Gal vor, nachdem Frankreichs scheidender Botschafter in den USA, Gérard Araud, in einem Interview mit The Atlantic sagte, Israel sei "ein Apartheidstaat".

Die israelische Zeitung Haaretz zeigte am Donnerstag auf ihrer Titelseite die Bilder von 67 getöteten palästinensischen Kindern und Jugendlichen von sechs Monaten bis 17 Jahren. "Das ist der Preis des Krieges", schrieb sie.

Der israelische Schriftsteller David Grossman sagte vor Kurzem in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass sich innerhalb Israels ein "Apartheidskonzept" entwickle, ein Drängen darauf, dass ein Teil der Bevölkerung alle Rechte habe und ein anderer, die arabische Bevölkerung Israels, in seinen Lebensumständen mehr und mehr eingeschränkt werde.

Apartheid wird die Doktrin der Trennung einzelner ethnischer Bevölkerungsgruppen genannt, vor allem bis 1994 in Südafrika. Apartheid ist auch ein international definiertes Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

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