In einem Interview mit RT vor dem Hintergrund der aktuellen Eskalation des Nahostkonfliktes hat der ehemalige Ministerpräsident Israels Ehud Olmert betont, Israel besetze keine Territorien im Gazastreifen. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Hamas ihre Haltung gegenüber Israel ändere. Die israelischen Bürger seien durch Raketenangriffe von Gaza bedroht. Nach der Ansicht von Olmert verhält sich Israel in diesem Zusammenhang nicht aggressiv und verteidigt nur seine Bürger:
"Israel hat keine Absicht und setzt sich nicht das Ziel, Territorien im Gazastreifen zu besetzen. Wir wollen nur eine friedliche Beziehung haben."
Die hohe Zahl der Toten im Gazastreifen, die durch Israels Luftangriffe ums Leben gekommen sind, erklärt der Politiker durch die militärische Überlegenheit Israels im Vergleich zur Hamas. Er unterstreicht, das Ziel der Vergeltungsangriffe seien ausschließlich militärische Einrichtungen in Gaza. Israel ziele nicht darauf ab, der zivilen Bevölkerung unnötigen Schaden zuzufügen. Die Hamas greife dagegen Zivilsten und Wohngegenden an. Olmert wörtlich:
"Wenn Tel Aviv durch Raketen angegriffen wird, sollen wir still sitzen und nichts unternehmen? Oder sollen wir unsere militärischen Kapazitäten benutzen, um sie aufzuhalten?"
Demnach sei eine der Voraussetzungen für die Lösung des palästinensisch-israelischen Konfliktes, dass die internationale Gemeinschaft gegen terroristische Mittel eintrete, die die Hamas gegen israelische Zivilisten einsetze:
"Dies muss klar sein. Kein Staat wird so etwas tolerieren und Israel wird das nicht tolerieren."
Außerdem schlägt Olmert vor, sich an die Bevölkerung im Gazastreifen unter Umgehung der Hamas zu wenden und sich um die Verbesserung ihrer Lebensqualität zu kümmern. Dabei betont er, dass seine Meinung nicht unbedingt der Position der aktuellen israelischen Regierung gleiche. Er ist der Ansicht, dass "99 Prozent der Palästinenser" einen Frieden mit Israel anstreben würden und keinen Hass gegenüber Israelis empfinden.
In diesem Zusammenhang plädiert er für die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen mit dem Präsidenten Mahmud Abbas des nicht allgemein anerkannten Staates Palästina, der seiner Ansicht nach ein vernünftiger Politiker sei und ebenfalls den Frieden anstrebe. Trotzdem ist es laut Olmert bedenklich, dass die heutige Regierung Israels Abbas mit einem Friedensvorschlag erreichen würde.
In Bezug auf die Hamas sagte der Politiker, dass militärische Kapazitäten dieser Organisation durch die Unterstützung einiger Staaten einschließlich des Irans steigen würden. Dadurch würden sie gefährlicher für Israel werden. Außerdem betont er, dass nicht Israel, sondern die Hamas für den Start der Auseinandersetzungen verantwortlich sei.
Olmerts zufolge griff Israel das Gebäude mit den Büros einiger internationaler Medien einschließlich Al Jazeera und Associated Press wegen der Informationen an, dass in demselben Gebäude angeblich die Hamas stationiert sei. Der Politiker äußert auch seinen Zweifel daran, dass die Medienbüros keine Ahnung von den Hamas-Streitkräften in ihrer Nähe hätten. Er unterstrich dabei nochmals, dass sich die israelischen Verteidigungskräfte ausschließlich auf Militärziele konzentrieren und unnötige Opfer unter der Zivilbevölkerung vermeiden sollten.
Zudem bezeichnet Olmert die Besetzung des Westjordanlandes als die größte Bedrohung für das Bestehen des Staates Israel. Daher liege es im Interesse Israels, die Truppen abzuziehen. In Bezug auf die Zweistaatenlösung erklärte der Politiker:
"Ich denke, es gibt keinen anderen Ausweg, außer der Zweistaatenlösung."
Dabei hofft Olmert darauf, dass der Nachfolger des heutigen Ministerpräsidenten Israels Benjamin Netanjahu gegenüber dieser Strategie flexibler sei. Der Politiker übernahm das Amt des Ministerpräsidenten nach einem schweren Schlaganfall von Ariel Scharon Anfang 2006 bis September 2008, bevor er seinen Rücktritt erklärte. Mitte 2012 wurde er wegen Veruntreuung von einem Gericht für schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe von 27 Monaten verurteilt. Bereits nach 16 Monaten konnte Olmert die Haft vorzeitig verlassen.
Seit Tagen eskaliert der Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas. Als Vergeltungsmaßnahmen gegen den heftigen Raketenbeschuss fliegen die israelischen Verteidigungskräfte Angriffe im Gazastreifen. Nach neuesten Informationen wurden bei den Feindseligkeiten mindestens 10 Israelis und über 230 Palästinenser, darunter über 60 Kinder, getötet.
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