Der Chef der neuen libyschen Übergangsregierung Abdul Hamid Dbeiba und der türkische Präsident Recep Tayyip bekräftigten ihr Engagement für das umstrittene Abkommen über Seegrenzen im Mittelmeer zur Ausbeutung von Bodenschätzen. Im Streit um Erdgasbohrungen im Mittelmeer hatten die Türkei und Libyen ein Abkommen über Seegrenzen im 2019 unterzeichnet. Die Übereinkunft soll türkische Rechte im östlichen Teil des Gewässers schützen. Griechenland und Zypern sahen seinerzeit das internationale Seerecht durch diesen Vertrag verletzt.
Die libysche Übergangsregierung ist seit März im Amt. Sie löste die Regierung mit Sitz in Tripolis sowie die Gegenregierung mit Sitz im Osten des Landes ab. Erdoğan sagte der Übergangsregierung in Libyen Unterstützung zu.
Nach einem Treffen mit dem libyschen Premierminister Abdul Hamid Dbeiba am Montag in Ankara versprach Erdoğan, die Einheit Libyens, dessen Wiederaufbau und Militär zu unterstützen.
Der libysche Ministerpräsident wurde bei seinem zweitägigen Besuch in Ankara nach Angaben der türkischen Staatsagentur Anadolu von 14 Ministern begleitet. Erdoğan und Dbeiba unterschrieben demnach mehrere Abkommen. Der türkische Präsident sagte Libyen zudem die Lieferung von 150.000 Corona-Impfdosen zu.
Im Streit um Gasvorkommen zwischen Griechenland und der Türkei im östlichen Mittelmeer sind auch Ägypten und Israel involviert. Im Januar 2019 gründete Zypern mit Staaten wie Griechenland, Israel und Ägypten außerdem das "Gasforum Östliches Mittelmeer", um die Kooperation im Energiebereich zu vertiefen. Die Türkei war daran nicht beteiligt.
Im November 2019 unterzeichnete die Türkei mit dem ehemaligen Regierungschef Fayiz as-Sarradsch ein umstrittenes Abkommen, welches das Seegebiet zwischen der Türkei und Libyen aufteilt. Nach dieser Vereinbarung wird faktisch der Festlandsockel, in dem die Türkei das Recht auf die Erforschung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen beansprucht, erheblich ausgeweitet.
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