Ein hochrangiger russischer Offizier hat am Montag erklärt, dass Russland über die Verlegung von Ausrüstung der türkischen Streitkräfte und die laufenden Befestigungsarbeiten in der syrischen Provinz Raqqa besorgt sei. Konteradmiral Alexander Karpow, der stellvertretende Leiter des russischen Zentrums für die Versöhnung der Kriegsparteien in Syrien, sagte auf einer Pressekonferenz:
"Die russische Seite ist äußerst beunruhigt über die Verlegung von militärischer Ausrüstung der türkischen Streitkräfte und den Bau von Befestigungen an starken Punkten im Bereich der Siedlung Ain Issa, Provinz Raqqa. Diese Handlungen verletzen den durch die Absichtserklärung Status quo und untergraben die Bemühungen beider Seiten um eine Lösung des Syrien-Konflikts."
Er fügte hinzu, dass seit Sonntag kein Beschuss durch die von der Türkei kontrollierten illegalen bewaffneten Formationen registriert worden sei. Karpow erklärte auf der Pressekonferenz zudem, dass die An-Nusra-Front, der Al-Qaida-Ableger in Syrien, die syrische Deeskalationszone Idlib innerhalb von 24 Stunden 30-mal beschossen habe. Er sagte:
"In der Deeskalationszone Idlib wurden 30 Beschussangriffe aus den Stellungen der Terrorgruppe Dschabhat an-Nusra registriert."
Die Zahl der Angriffe belaufe sich nach Angaben der syrischen Seite auf insgesamt 26.
Der ranghohe russische Militär erklärte, dass russische Militärpolizeieinheiten Patrouillen in den Provinzen Aleppo, Raqqa und Hasaka durchgeführt hätten.
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Er sagte auch, dass die russische Militärpolizei weiterhin zivile Fahrzeuge auf der Autobahn M4 zwischen den Provinzen Raqqa und Hasaka eskortiere.
Das Zentrum des russischen Verteidigungsministeriums für die Versöhnung der gegnerischen Seiten und die Kontrolle über die Bewegung von Flüchtlingen in der Arabischen Republik Syrien wurde im Februar 2016 gegründet. Zu den Aufgaben des Zentrums gehören die Unterzeichnung von Vereinbarungen über den Beitritt illegaler bewaffneter Gruppen und einzelner Siedlungen zu Waffenstillstandsabkommen sowie die Koordinierung der humanitären Hilfe.
Russland, die Türkei und Iran sind derzeit die Waffenstillstandsgaranten im Bürgerkriegsland Syrien, wo 2011 ein Konflikt ausbrach, in dem zahlreiche vom Ausland unterstützte bewaffnete Oppositionsfraktionen und Terrorgruppen gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad kämpfen.
Die Türkei okkupierte im Oktober 2019 völkerrechtswidrig Teile Nordsyriens, die von einer von Ankara als terroristische Organisation eingestuften kurdischen Miliz kontrolliert worden waren.
Russland ist in Syrien seit 2015 auf den ausdrücklichen Wunsch der syrischen Regierung hin militärisch aktiv.
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