Das israelische Militär aktualisiere Pläne zum Angriff auf iranische Nuklearanlagen und sei bereit, unabhängig von den USA zu handeln, sagte der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz Fox News. Israel habe zahlreiche Ziele in Iran identifiziert, deren Bombardierung die Fähigkeit Irans zur Entwicklung einer "Atombombe" beeinträchtigen würden, behauptete Gantz.
"Das iranische Atomstreben muss eingestellt werden. Wenn die Welt sie vorher stoppt, ist es sehr gut. Aber wenn nicht, müssen wir unabhängig stehen und uns selbst verteidigen."
Ob Israel in der Lage ist, iranische Atomanlagen anzugreifen, wie Gantz behauptet, ist zu bezweifeln. Sollten die Iraner der Bombe tatsächlich sehr nahe gekommen sein, würde Israel keine Minute zögern, loszuschlagen. Aber die Israelis wissen, dass der Schlag unvollkommen wäre. Die unterirdischen Anlagen Irans sind nur mit Raketen zu erreichen, die tief in die Erde eindringen, wobei die Raketen als solche unterirdische Anlagen nicht völlig zerstören. Über solche Raketen verfügen zudem nur die USA, Israel hat sie hingegen nicht. Ex-Präsident Barack Obama hatte es Israel vor sechs Jahren verweigert, solche Raketen zu liefern. Der amtierende Präsident Joe Biden würde es vermutlich genauso halten. Das Staatsoberhaupt Irans Ali Chamenei erklärte mehrfach, Iran habe die Möglichkeit, eine Atombombe zu bauen. Chamenei verbot dies jedoch aus religiösen Gründen.
Im Interview mit Fox News warnte Gantz vor einer Rückkehr zum Atomdeal mit Iran und stellte fest, dass Teheran nicht vertraut werden könne. Israel sowie die Golfstaaten sind gegen eine US-Rückkehr zum Abkommen und stellten eine Reihe von Forderungen auf, die in einem künftigen Abkommen behandelt werden sollen. Iran wies bereits neue Verhandlungen zurück.
Israel verfolgt eine Politik der Zweideutigkeit bezüglich seines Atomwaffenarsenals, dessen Existenz es weder bestätigt noch leugnet. Vor Kurzem wurde berichtet, dass Israel dabei ist, seine Nuklearanlage nahe Dimona auszubauen. Israel unterschrieb zwar nicht den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, doch andere Länder fordern, sich an die Verpflichtungen dieses Vertrags zu halten.
Der israelische Verteidigungsminister sprach bei Fox News auch von der mutmaßlichen Gefährlichkeit der durch Iran unterstützten Hisbollah im Libanon, die israelische Ziele ins Visier nehme. Im Interview legte Gantz dem Fox-News-Reporter eine klassifizierte Karte vor, um zu demonstrieren, dass die Hisbollah "Hunderttausende von Raketen" zur Verfügung habe. Die Karte war für das Publikum unscharf. Die Karte soll angebliche Standorte der Hisbollah-Bodentruppen, Raketenanlagen und Kommandoposten enthalten haben. "Alles (was sie haben) ist auf zivile Ziele gerichtet und wird von der zivilen Infrastruktur aus durchgeführt", behauptete er und warnte: "Wir sind bereit zu kämpfen."
Israel gab bereits bekannt, sich auf mehrere Tage des Kampfes mit der Hisbollah vorzubereiten. Laut lokalen Medienberichten würden im nächsten Konflikt täglich 3.000 libanesische Ziele getroffen, um alle 24 Stunden 300 Hisbollah-Kämpfer zu töten.
Der Generalsekretär der Hisbollah Hassan Nasrallah warnte Israel unlängst davor, "mit dem Feuer" zu spielen, nachdem Israels Luftwaffe ein Manöver an der Grenze zum Libanon durchgeführt und dabei einen Krieg mit der Hisbollah simuliert hatte. Nasrallah erklärte, dass die Hisbollah keine militärische Konfrontation anstrebe, aber sie werde im Fall eines Krieges Widerstand leisten. "Wenn Israel Städte im Libanon bombardierte, würden wir Städte in Israel bombardieren", warnte er.
Laut dem israelischen Stabschef Aviv Kochavi hat Israel seit Anfang 2020 mehr als "500 mit Iran verbundene Standorte in Syrien" mit Luftangriffen getroffen, hieß es auf Fox News. Mitte Januar waren bei den schwersten israelischen Luftangriffen in Syrien seit Jahren nach Angaben der Beobachtungsstelle insgesamt mindestens 57 syrische Soldaten sowie Zivilisten getötet worden. Demnach handelte es sich um die tödlichsten israelischen Angriffe in Syrien seit Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 2011. Russland wolle nicht, dass syrisches Territorium "als Plattform für den iranisch-israelischen Konflikt" genutzt wird, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow im Januar dieses Jahres und warnte Israel davor, die syrische Souveränität zu verletzen.
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