US-Außenminister: Iran ist nur wenige Wochen vom Bau einer Atombombe entfernt

US-Außenminister Antony Blinken hat am Montag behauptet, ohne dies weiter zu belegen, dass Iran nur wenige Monate oder gar Wochen davon entfernt sei, genug spaltbares Material für den Bau einer Atombombe zu besitzen. Für die USA und Israel sind solche Szenarien Begründung für eine militärische Intervention. Derweil vermeldet Teheran den erfolgreichen Test eines neuen Satellitenträgers.

US-Außenminister Antony Blinken stellte gegenüber NBC News die Behauptung auf, dass Iran kurz davor stehe, über genügend Material für die Entwicklung einer Atomwaffe zu verfügen.

Es könnte sich nur noch um "wenige Monate oder sogar Wochen" handeln, wenn Iran weiterhin seinen Verpflichtungen aus dem Atomabkommen verletze, so Blinken:

"Die Zeit, die Iran brauchen würde, um genug spaltbares Material für eine Atomwaffe zu produzieren, liegt unserer Meinung nach nur bei ein paar Monaten. [...] Dieser Zeitrahmen könnte auf eine Frage von Wochen reduziert werden, wenn Teheran weiter gegen Beschränkungen verstößt."

Im Jahr 2018 hatten die USA unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump das Abkommen einseitig aufgekündigt.

Die Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, als das Weiße Haus bestätigt hat, dass der erfahrene Diplomat Robert Malley zum US-Sondergesandten für Iran ernannt wurde. Dieser war seinerzeit ein wichtiges Mitglied des Atomverhandlungsteams unter der Obama-Regierung. Malley werde auf seinen "Erfolg" bei den Verhandlungen für das internationale Atomabkommen mit Teheran aufbauen können, erklärte das US-Außenministerium. Konservative in den USA und Israel werfen Malley jedoch "eine zu nachgiebige Haltung" gegenüber Iran vor. Die als rechtskonservativ geltende israelische Zeitung Jerusalem Post kommentierte, dass Malley als "weich" gegenüber Teheran und "hart" gegenüber Tel Aviv angesehen werde.

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif brachte im Streit mit den USA um das Atomprogramm seines Landes eine Vermittlerrolle der Europäischen Union ins Spiel. Sarif sagte dem US-Nachrichtensender CNN am Montag, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell könne die Schritte "choreografieren", die von seinem Land und den USA unternommen werden müssten. Dabei geht es darum, die aktuelle Blockade aufzulösen und eine Rückkehr zum internationalen Atomabkommen von 2015 zu ermöglichen.

Iran vermeldete am Montag den erfolgreichen Test eines neuen Satellitenträgers mit dem Namen "Suldschenah". Nach Angaben des Verteidigungsministeriums kann die neue Trägerrakete einen bis zu 220 Kilogramm schweren Satelliten in eine Umlaufbahn von 500 Kilometern Höhe bringen, meldete Press TV. Die Trägerrakete funktioniere in drei Stufen mit zunächst festem und dann auch flüssigem Treibstoff, so das Ministerium. Die Satelliten-Trägerrakete werde nach Abschluss der Forschungstests bereit sein, operative Satelliten in den Orbit zu bringen, erklärte ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums.

Im April 2020 hatte Iran den Satelliten "Nur-1" (Licht-1) gestartet und in zwei Stufen erfolgreich in eine Umlaufbahn von 425 Kilometern Höhe gebracht. Nach Angaben Teherans sollen die iranischen Satelliten lediglich Daten zu Wetter, Naturkatastrophen und Landwirtschaft liefern und keine militärischen Ziele verfolgen.

Die USA und Israel befürchten, dass Iran die Raumfahrttechnik zum Bau militärischer Langstreckenraketen nutzen könnte.

Die Regierung des neuen US-Präsidenten Joe Biden hatte Bereitschaft signalisiert, zu dem Atomabkommen mit Iran zurückzukehren. US-Außenminister Blinken erklärte mehrfach, die USA würden zu der Vereinbarung zurückkehren, falls Teheran sich wieder an alle Bedingungen des Abkommens halten würde. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte dem saudischen Sender Al-Arabiya vor Kurzem, dass auch Saudi-Arabien in die neuen Gespräche über das Abkommen involviert werden sollte. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Said Chatibsadeh, nahm diesbezüglich Stellung und sagte, Macron müsse sich in Selbstbeherrschung üben. Iran lehnt generell eine Neuverhandlung des Atomabkommens und eine Aufnahme weiterer Staaten ab.

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