Saudi-Arabiens König Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud forderte die Welt am Donnerstag in einer jährlichen Ansprache auf, "eine entschlossene Haltung" gegenüber dem Iran einzunehmen, um gegen die Bestrebungen des Landes zur "Entwicklung nuklearer und ballistischer Raketenprogramme" vorzugehen. Das Königreich betonte die "Gefahren des iranischen Regionalprojekts", "seiner Einmischung in andere Länder" sowie "seiner Förderung des Terrorismus" und forderte "eine entschiedene Haltung der internationalen Gemeinschaft" gegen die Politik des Iran in der Region.
Die Rede war die erste öffentliche Äußerung des 84-jährigen Machthabers in Saudi-Arabien, seit er im September per Videokonferenz vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen sprach, wo er ebenfalls den Iran ins Visier nahm.
Hossein Amir-Abdollahian, der Sprecher des iranischen Parlaments für internationale Angelegenheiten, reagierte daraufhin auf die Äußerungen des saudischen Königs Salman. Amir-Abdollahian erklärte, der saudische König, dessen Land in den Bürgerkrieg im Jemen involviert sei und "die von den USA angefeuerten IS-Terroristen" im Irak, in Syrien sowie im Libanon unterstütze, habe kein Recht, den Iran zu beschuldigen. Es sei besser für Riad, Israel nicht mehr zu dienen und die Nachbarn zu respektieren. Der Iran sei schon immer Fürsprecher des Friedens und der Sicherheit der Nachbarn und der Region gewesen, unterstrich der Sprecher des iranischen Parlaments.
Mit dem verkündeten Sieg des Kandidaten der Demokratischen Partei für die US-Präsidentschaft Joe Biden konnten die politische Führung der arabischen Golfstaaten ihre Sorgen über einen womöglichen neuen US-Kurs im Nahen Osten kaum verbergen. Es gelang Israel in den letzten Jahren, zu den Golfstaaten seine politische Beziehung aufzubauen, ohne ein Friedensabkommen mit Palästina einzugehen. "Menschenrechte und Demokratie" der liberalen Weltordnung spielten bei Trumps Konzept für den Nahen Osten zudem keine Rolle. Der amtierende US-Präsident erklärte seinerzeit, dass er dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman nach dem grausamen Mord am Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 "den Arsch gerettet" habe.
Viele Nahost-Experten sind der Meinung, dass für das Königreich nach den US-Wahlen schwierige Zeiten anbrechen könnten. Saudi-Arabien habe für die Gratulation vor allem wohl deshalb so lange gebraucht, weil es durch den Präsidentschaftswechsel mehr zu verlieren habe als jeder andere arabische Staat. Biden hatte im Vorfeld der Wahlen ja bereits angekündigt, die Beziehung zu Saudi-Arabien zu "überdenken". Eine solche Ankündigung zieht zumeist tiefgreifende Änderungen nach sich.
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