Die beiden ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens, Kroatien und Serbien, haben in den vergangenen Jahren auf unterschiedliche Weise indirekt in die Wirren des Krieges in Syrien eingegriffen. Prall gefüllte Waffen- und Munitionslager aus den eigenen blutigen Konflikten der 1990er-Jahre wurden genutzt, um mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA die syrischen Rebellen zu beliefern. Allein zwischen Februar und September 2016 exportierte Zagreb mehr als 2.600 Tonnen an Munition aus diesen alten Restbeständen, die nach Saudi-Arabien geliefert wurden.
Bereits seit Ende 2012 werden Waffen und Munition über Saudi-Arabien, Jordanien und die Türkei nach Syrien geschafft, wie der zu diesem Zeitpunkt amtierende US-Botschafter in Damaskus, Robert Ford, später bestätigen sollte. Mit der Zeit schlossen sich weitere Länder wie Serbien, Tschechien, die Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro diesem System an.
Im selben Jahr (2012) hatte die kroatische Regierung entschieden, die von der Europäischen Union verabschiedeten Sanktionen gegen Syrien ebenfalls umzusetzen. Damit sah sich das einstige staatliche Ölunternehmen INA gezwungen, alle sechs Öl- und Gasfelder in dem vom Krieg erschütterten Land aufzugeben, die man seit 1998 erschlossen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt förderte INA täglich rund 350.000 Barrel Öl aus diesen Quellen und verdiente damit etwa 270 Millionen Euro pro Jahr.
Während des vorübergehenden Siegeszuges des sogenannten Islamischen Staates (IS) fielen teilweise auch diese Ölfelder in die Hände des IS, wie der damalige kroatische Außenminister Davor Stier bestätigte. Nachdem syrische Regierungstruppen mit Unterstützung ihrer Verbündeten die Gebiete um Palmyra im Frühling 2017 wieder zurückerobern konnten und auch die Kontrolle übernahmen, wartet Damaskus auf Kroatien beziehungsweise INA, die Ölfelder wieder in Betrieb zu nehmen. Noch im Jahr der Befreiung Palmyras wunderte sich der syrische Präsident Baschar al-Assad im Gespräch mit der kroatischen Tageszeitung Večernji list darüber, warum Zagreb offensichtlich kein Interesse an seinem Eigentum in Syrien zeige.
Ganz anders sieht es hingegen mit Serbien aus. Obwohl auch Belgrad Waffen und Munition an Saudi-Arabien lieferte, die am Ende bei Rebellen und angeblich sogar bei IS-Kämpfern auftauchten, sah der damalige serbische Verteidigungsminister Zoran Đorđević keinen Widerspruch darin, bei der Minenräumung von Palmyra helfen zu wollen. Die Beziehungen zwischen Belgrad und Damaskus scheinen an den Waffenverkäufen ebenfalls nicht gelitten zu haben, wie die Aufrechterhaltung der serbischen Botschaft während der gesamten Kriegszeit zeigt.
Während die Wiederaufnahme der Ölförderung durch die kroatische INA in Syrien offensichtlich an den EU-Sanktionen scheitert, sieht sich Serbien nicht mit derartigen Hindernissen konfrontiert. Wie die syrische Zeitung Al Watan berichtete und nun auch vom Außenministerium in Damaskus bestätigt wurde, wurde ein Vertrag mit Belgrad zum Abbau von Phosphat aus den Minen in der Nähe von Palmyra unterzeichnet. Laut dem Ölminister Bassam Tomeh soll Syrien über ein Vorkommen von drei Milliarden Tonnen Phosphat verfügen, deren Export aber durch die EU- und US-Sanktionen nicht möglich war.
Demnach habe man sich mit Belgrad darauf einigen können, dass 30 Prozent des Nettoverdienstes aus diesem Geschäft in syrischen Händen bleiben, sagte Tomeh. Wie das Phosphat aber nach Serbien gelangen soll, wurde nicht bekannt gegeben. Es wird gemutmaßt, dass der Export über Russland und Iran abgewickelt werden soll, die zu den strategischen Partnern der syrischen Regierung gehören. Russland verfügt zudem mit Hmeimim über einen eigenen Flughafen und betreibt in Latakia und Tartus Marinehäfen, über die Frachtgüter auf dem Seeweg transportiert werden können.
Mehr zum Thema - Russland und Serbien: Beziehungen zum gegenseitigen Vorteil