Mit einem Rückblick auf die Ereignisse vor etwa fünf Jahren sagte Präsident Assad, dass die Situation im Jahr 2015 sehr gefährlich gewesen sei. Die Terroristen seien in verschiedene Regionen Syriens vorgerückt und hätten viele Städte mit direkter Unterstützung der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Englands, Katars und Saudi-Arabiens – zusätzlich zur indirekten Unterstützung durch andere westliche Länder – besetzt. Diese Lage sei seinerzeit Gegenstand der Gespräche zwischen Syrien und Russland gewesen, insbesondere nach 2014, als der IS begonnen hat, auf großen Gebieten in der syrischen Steppe zu operieren und sie zu besetzen.
Assad betonte, dass sein Land seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs gegen den globalen Terrorismus kämpft. Dieser Terrorismus sei derselbe Terrorismus, der 2004 die Kinder der Beslan-Schule als Geiseln genommen und das Moskauer Theater im Jahr 2002 angegriffen und unschuldige Menschen getötet habe. Hierzu ist anzumerken, dass bei der Geiselnahme von Beslan im September 2004 nordkaukasische Terroristen der Einheit Rijadus-Salichin mehr als 1.100 Kinder und Erwachsene in einer Schule in Nordossetien in ihre Gewalt brachten. im Moskauer Dubrowka-Theater im Oktober 2002 nahmen 40 bis 50 bewaffnete Personen, die sich selbst der separatistischen Bewegung Tschetscheniens zurechneten, 850 Menschen als Geisel.
In Syrien tobe ein globaler Terrorismus, und daher liege es im Interesse Russlands, diesen Terrorismus in Syrien zu bekämpfen und Stabilität zu bewahren, weil Terroristen die Interessen anderer Länder, einschließlich Russlands, beeinträchtigen können, sagte Präsident Assad. Im weiteren Verlauf des Interviews unterstrich er die Professionalität der russischen Einheiten in Syrien.
Das russische Verteidigungsministerium hat in seiner militärischen und politischen Eigenschaft ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit gezeigt. Es wäre schwierig gewesen, diese gemeinsamen militärischen Operationen zwischen unseren beiden Armeen durchzuführen, wenn nicht die Glaubwürdigkeit des russischen Verteidigungsministeriums sich durch ihre Transparenz, Klarheit und Integrität, was wir in den letzten fünf Jahren gemeinsam vereinbart und umgesetzt haben, durchgesetzt hätte," ließ Assad verlauten.
Mit einem Hinweis auf die Geschichte des Zweiten Weltkrieges fuhr der syrische Präsident fort: "Ohne die Standhaftigkeit des Volkes von Stalingrad wäre die russische Armee nicht in der Lage gewesen, eine große Offensive gegen die Belagerung der Stadt zu starten." Dasselbe gelte nun dem Bürgerkrieg in Syrien, wo "ohne die Standhaftigkeit der Menschen in Aleppo es der syrischen Armee nicht möglich gewesen wäre, sich auf eine so große Schlacht vorzubereiten und die Stadt zu befreien". Assad ging auf geopolitische Themen und Russlands Rolle auf der internationalen politischen Karte ein. Er erklärte, dass die Welt sich in einer chaotischen Situation befände, wo internationale Regelungen nicht mehr gelten würden.
Der Grund, warum wir in diesem Dschungel leben, ist, dass es seit einem Vierteljahrhundert kein internationales Gleichgewicht gibt. Internationales Gleichgewicht erfordert eine russische Rolle: politisch – in internationalen Organisationen und militärisch – durch Militärstützpunkte," erklärte er.
Daher sollte es keine "enge Sicht" auf die russische Präsenz in Syrien geben, um den Terrorismus zu bekämpfen. Der Zeitrahmen des Militärabkommens mit Russland läuft auf 45 Jahre hinaus, wobei einige russische Militärstützpunkte unter anderem auf syrischen Boden errichtet wurden. Der Kampf gegen den Terrorismus in Syrien werde sicherlich nicht 45 Jahre andauern. Aber was könnte nach dem Terrorismus kommen? Es gebe einen entscheidenden geopolitischen Aspekt, der für das internationale Gleichgewicht notwendig sei, und zwar die militärische Präsenz in verschiedenen Teilen der Welt. "Wenn der Westen den Einsatz militärischer Gewalt auf der ganzen Welt aufgibt, braucht Russland diese Basen (in Syrien) vielleicht dann nicht mehr, aber im Moment brauchen Russland und die Welt das von mir erwähnte Gleichgewicht."
US-Präsident Trump räumte kürzlich ein, 2017 die "Ausschaltung" des syrischen Staatschefs Assad gewollt zu haben. Daran sei er jedoch vom damaligen Verteidigungsminister James Mattis gehindert worden. Präsident Assad nahm in diesem Interview Stellung zu dem Mordversuch durch die Amerikaner.
Die amerikanische Politik seit dem Kalten Krieg und sogar seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute ist eine Politik der Hegemonie, der Staatsstreiche, der Morde und Kriege. Das ist normal, Trump hat nichts Neues gesagt. Im Gegenteil, wir müssen anerkennen, dass Trump ein wichtiges Verdienst hat, weil er das amerikanische Regime entlarvt. Für uns war es bereits deutlich sichtbar, aber es (das Wesen der US-Außenpolitik) versteckte sich bislang immer hinter einigen hübschen Masken – wie Demokratie, Menschenrechte und ähnliche Dinge.
Assad unterstrich, solange der Westen weiterhin Bezug auf seine koloniale Vergangenheit nehme und an die eigene Hegemonie denke, sei es unvermeidlich, dass er den Terrorismus in anderen Formen wieder zum Leben erwecken werde, um seinen Einfluss auf der ganzen Welt aufrechtzuerhalten.
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