Dass Israel seit Jahren sehr gute Beziehungen zum Herrscherhaus der Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterhält, war ein mit Absicht schlecht gehütetes Geheimnis. Mit dem Iran verband beide Länder ein gemeinsames Feindbild, und Teheran sollte wissen, dass es einen regen Austausch zwischen Jerusalem und Abu Dhabi gab.
Selbst als der Palästinenser Mahmud al-Mabhuh, ein ranghohes Mitglied der Hamas, vor zehn Jahren in Dubai von einem mutmaßlichen Mossad-Kommando ermordet wurde, hatte dies keine ernsthaften Auswirkungen auf die beiderseitigen Beziehungen. Nur fünf Jahre später folgte die Eröffnung der ersten israelischen diplomatischen Mission in Abu Dhabi im Rahmen der IRENA (International Renewable Energy Agency), und weitere zwei Jahre später flogen beim Manöver "Iniohos 2017" in Griechenland VAE-Kampfjets Seite an Seite mit israelischen.
Zu viel Geld war im Spiel, als dass man die Geschäfte durch eine nicht existente Feindschaft beider Länder hätte gefährden wollen. So liefert beispielsweise der israelische Geschäftsmann Mati Kotschawi den arabischen Herrschern seit 2008 für Hunderte Millionen US-Dollar die Überwachungssoftware "Falcon Eye", um die "strategische Infrastruktur und Ölfelder" zu überwachen.
Die nun getroffene Übereinkunft beider Länder, offizielle diplomatische Beziehungen aufzunehmen, ist eine Anerkennung und Offenlegung dessen, was bisher im Geheimen getan wurde.
Während die Reaktionen auf diesen Schritt gemischt ausfielen, keimte bei einigen optimistischen Beobachtern die Hoffnung auf, dass nun auch andere arabischen Staaten folgen werden und eine neue, friedliche Ära in einer ansonsten vor Konflikten gebeutelten Region eingeläutet wird.
David Friedman hingegen, der US-Botschafter in Israel, der einer der Architekten des als "Deal des Jahrhunderts" angepriesenen sogenannten "Friedensplan" ist, scheint andere Prioritäten zu setzen. In einem Interview mit dem öffentlichen Israel National Radio am Freitag sagte er, "je mehr die Emirate ein Freund Israels werden", desto mehr Waffen aus den USA dürften sie erhalten.
Die von Washington versprochene Garantie, dass Israel einen "qualitativen militärischen Vorteil" gegenüber den arabischen Staaten erhält, wäre für die VAE demnach nicht mehr in vollem Umgang gültig. Moderne Waffensysteme oder Raketen, die theoretisch zur Gefahr für Israel werden könnten und deshalb nicht an dessen "Feinde" verkauft wurden, dürften nach einem Friedensabkommen verkauft werden. Und im Gegensatz zu Ägypten oder Jordanien, den bislang einzigen arabischen Staaten, die ein Friedensabkommen mit Israel unterzeichneten, haben die Vereinigten Arabischen Emirate auch das finanzielle Polster, um teure Waffen aus den USA zu kaufen.
Eine Region, die ohnehin bereits hochgradig militarisiert und mit Waffen überschwemmt ist, braucht nicht noch weitere Waffen, wie Rüstungskontrollexperten bei einem Anlass im Februar feststellten. Die Sicherheit habe in den vergangenen 20 Jahren trotz Rekordwaffenverkäufen nicht etwa zugenommen, sondern abgenommen.
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