Seit Ende Juni erschüttern Zwischenfälle die Islamische Republik Iran, die die Regierung von Präsident Hassan Rohani weiter in Bedrängnis bringen. Am 25. Juni brachte eine riesige Explosion in der Nähe des Militärkomplexes Partschin die Erde zum Beben, wo sich auch die von den USA und Israel stark kritisierte Raketenforschungs- und Produktionsstätte Khodschir befindet.
Laut Brigadegeneral Davud Abdi, Sprecher des Verteidigungsministeriums, gab es keine Verletzten oder Todesopfer. Ursache des Vorfalls sei ein Gasleck gewesen, so die erste Erklärung, aber man führe weitere Untersuchungen durch.
Fünf Tage später starben 19 Menschen bei erneuten Explosionen in einem Teheraner Krankenhaus. Auch hier wurde ein Leck am Gastank der Klinik als Ursache für die Katastrophe angegeben.
Am Donnerstag folgte nun eine Fabrik der Atomanlage von Natanz, die unter anderem unter der Beobachtung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) steht. Darin sollen Zentrifugen für die Anreicherung von Uran zusammengebaut worden sein.
Zu den Ursachen des Vorfalls wollte man sich in diesem Fall noch nicht äußern. Der Nationale Sicherheitsrat erklärte am Freitag, dass man aufgrund von "Sicherheitsgründen" zu einem geeigneten Zeitpunkt bekannt geben werde, was genau in Natanz passiert ist. Als mögliche Ursache wird ein Cyberangriff vermutet. Brigadegeneral Gholamreza Dschalali, Chef der Zivilverteidigungsorganisation, sagte noch am späten Donnerstagabend im staatlichen Fernsehen, sollte sich herausstellen, dass es sich tatsächlich um einen Cyberangriff gehandelt habe, werde der Iran zurückschlagen.
In iranischen Medien wurde spekuliert, dass Israel hinter diesem mutmaßlichen Angriff steckt, Belege dafür gibt es bislang aber nicht. Darauf angesprochen, antwortete der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass er "verständlicherweise nicht darauf eingehen" könne.
Die kuwaitische Tageszeitung Al-Jareeda behauptete sogar, dass Israel nicht nur hinter diesem Cyberangriff auf Natanz steckt, sondern auch hinter der Explosion in Partschin vom 25. Juni. Mit F-35-Kampfflugzeugen soll die israelische Luftwaffe diesen Raketenkomplex angegriffen haben, zitiert die Zeitung eine namentlich nicht genannte hochrangige Regierungsquelle. Diese mutmaßlichen israelischen Angriffe sollen Vergeltungsschläge für einen angeblichen iranischen Versuch im April sein, das israelische Wassersystem zu hacken, schreibt etwa The Times of Israel.
Am 24. Juni, einen Tag vor dem Partschin-Zwischenfall, führte die israelische Luftwaffe einen komplexen Luftangriff auf Syrien durch, an dem ebenfalls F-35-Kampfflugzeuge beteiligt waren. Wie ein syrischer Armeeangehöriger dem Autor des Blogs WithinSyria sagte, war dieser Angriff auf verschiedene Ziele eine Art "Manöver mit scharfer Munition", nachdem tags zuvor ein Frühwarnsystem zerstört wurde.
Ob diese beiden Ereignisse in irgendeinem Zusammenhang stehen, kann nicht bestätigt werden.
Für die Explosionen in der Atomanlage von Natanz übernahm auf jeden Fall eine bisher unbekannte Gruppe mit dem Namen "Cheetahs of the Homeland" die Verantwortung, was so viel wie "Geparden des Vaterlands" bedeutet. Noch bevor die iranischen Behörden die Öffentlichkeit über den Vorfall informierten, hatte der iranische BBC-Ableger BBC Persia eine entsprechende E-Mail erhalten.
Der ehemalige Cyberexperte für das Internationale Rote Kreuz Lukasz Olejnik hält die Vermutungen, es habe einen Cyberangriff gegeben, für "verfrüht". Gegenüber Reuters meinte er, dass das Bild über die Schäden keine Rückschlüsse auf einen Cyberangriff zulässt und dass es am Ende auch "natürliche Ursachen" haben könnte oder schlicht "Inkompetenz" war.
Natanz war nicht der letzte Vorfall in dieser mysteriösen Serie von "Unfällen". Am Samstag, dem 4. Juli, gab es eine weitere Explosion im Kraftwerk Zargan in der Nähe der Millionenstadt Ahvaz im Süden des Landes, unweit der irakischen Grenze.
Laut der örtlichen Feuerwehr explodierte ein Transformator aufgrund "gestiegener Temperaturen", das Feuer soll aber bereits unter Kontrolle gebracht worden sein.
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