Am Dienstag hat Saudi Aramco seinen Geschäftsbericht für das erste Quartal 2020 veröffentlicht. Hieraus geht hervor, dass der Nettogewinn des Unternehmens in dem Zeitraum auf 62,5 Riyal (16,6 Milliarden US-Dollar) gefallen ist, gegenüber 83,3 Milliarden Riyal (22 Milliarden US-Dollar) im Vorjahr. Die Ergebnisse liegen unter den Schätzungen der Analysten, die von einem Gewinn von 17,8 Milliarden US-Dollar ausgingen.
Das Unternehmen erklärte, dass der Rückgang hauptsächlich durch niedrigere Rohölpreise "sowie durch sinkende Raffinerie- und Chemikalienmargen und Verluste bei der Neubewertung von Beständen" verursacht worden sei. Aramco-Präsident und CEO Amin Nasser hob hervor:
Die COVID-19-Krise ist anders als alles, was die Welt in der jüngsten Geschichte erlebt hat, und wir passen uns an ein hochkomplexes und sich schnell veränderndes Geschäftsumfeld an.
Weniger als 24 Stunden bevor der saudische Ölkonzern den enttäuschenden Sinkflug der Gewinne bekannt gab, wies Riad das Unternehmen an, seine Fördermengen weiter zu kürzen. Am Montag teilte das Energieministerium des Königreichs mit, dass man ab Mai eine Drosselung der Produktion in Erwägung ziehe und ab Juni die Produktion zusätzlich um eine Million Barrel pro Tag reduzieren werde.
Die jüngsten Kürzungen erfolgten als Ergänzung zu den Verpflichtungen des Königreichs im Rahmen eines historischen Öl-Abkommens, das im April von den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihren verbündeten Ölproduzenten unterzeichnet wurde. Das Abkommen, das in diesem Monat in Kraft trat, kürzt die weltweite Erdölproduktion um 9,7 Millionen Barrel pro Tag.
Die Coronavirus-Krise erhöhte den Druck auf die globalen Energiemärkte zusätzlich, da Reisetätigkeiten rund um den Globus fast zum Erliegen gekommen sind. Die Rohölpreise schwankten jedoch schon vor den Grenzschließungen deutlich. Im März kam es zum ersten dramatischen Preissturz, nachdem der vorherige OPEC+-Deal aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und Saudi-Arabien scheiterte.
In der Folge steigerte Riad im April seine Ölförderung und bot den Käufern seines Rohöls Rabatte an, was die Situation auf einem bereits überversorgten Markt noch verschärfte. Die Angebotsschwemme löste Besorgnis aus, dass es weltweit keine ausreichenden Speicherkapazitäten gebe, was zu einem erneuten Preiseinbruch führte. Dies trieb die US-amerikanischen Ölterminkontrakte zum ersten Mal in ihrer Geschichte in den negativen Bereich.
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