Iran setzt wegen Corona-Gefahr 85.000 Häftlinge auf freien Fuß

Im Kampf gegen die schlagartige Ausbreitung des Coronavirus nimmt der Iran nun auch das lokale Strafvollzugssystem in Schutz. Dazu gehört vor allem, dass circa 85.000 Inhaftierte im Land aus den Gefängnissen vorübergehend freigelassen werden.

Auf freien Fuß sollen allerdings nur Gefängnisinsassen mit milderen Haftstrafen unter fünf Jahren gesetzt werden, während Kapitalverbrecher und politische Gefangene, die zuvor etwa an regierungsfeindlichen Protesten teilgenommen hatten, weiterhin hinter Gittern bleiben sollen, berichteteReuters unter Berufung auf den Sprecher der Justiz Gholamhossein Esmaili. Zu der Frist, in der die freigelassenen Häftlinge in die Strafanstalten zurückkehren sollten, machte Esmaili zunächst keine Angaben.

Der Schritt kommt unmittelbar nach dem Aufruf des UN-Sonderberichterstatters für Menschenrechte im Iran, Javaid Rehman, an Teheran, alle politischen Gefangenen wegen der hohen Corona-Ansteckungsgefahr aus überfüllten und krankheitsverseuchten iranischen Gefängnissen freizulassen. Laut Angaben von Aktivisten und Menschenrechtsgruppen seien in den vergangenen Tagen mindestens ein Dutzend politische Häftlinge tatsächlich freigelassen worden, jedoch sollen sich prominente Gefangene weiterhin in Haft befinden.

Der Iran gehört mittlerweile zu den Staaten mit den meisten Coronavirus-Opfern außerhalb Chinas. Am Dienstag lag die Todesrate nach Angaben der Johns Hopkins University bereits bei knapp 1.000 Menschen. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen mit SARS-CoV-2 erreichte indes 16.169, knapp 5.000 Menschen sind bereits genesen. 

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