Afghanistan: Angriff auf Zeremonie bei Rede des Vorsitzenden des Friedensrates – Dutzende Tote

Bei einem Anschlag auf eine Gedenkzeremonie in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 27 Menschen getötet und 29 verletzt worden. Der Vorsitzende des Hohen Friedensrates, Mohammad Karim Chalili, musste fliehen, als der Angriff während seiner Rede geschah.

Die Spannungen im Land haben in den letzten Wochen zugenommen, da Abdullah Abdullah, der Chef der Einheitsregierung, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen vom September 2019 infrage gestellt hatte. Dabei wurde der Amtsinhaber Aschraf Ghani wiedergewählt, jedoch erklärte Abdullah auch seinen Sieg. Sein Sprecher sagte, Abdullah sei bei der Zeremonie am Freitag vor Ort gewesen, konnte aber unverletzt fliehen.

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Videoaufnahmen von Augenzeugen der Szene zeigen, wie der ehemalige Vizepräsident Chalili während einer Gedenkzeremonie für den 1995 ermordeten Abdul Ali Mazari, ein politischer Führer der Hezb-e Wahdat und Angehöriger der Ethnie der Hazara, unterbrochen wurde.

"Der Angriff begann mit einem Knall. Offenbar landete eine Rakete in der Gegend. Abdullah und einige andere Politiker [konnten] dem Angriff unverletzt entkommen", berichtete Augenzeuge Fraidoon Kwazoon.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani sprach unterdessen von einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen die nationale Einheit Afghanistans".

Noch hat keine Gruppe die Verantwortung für den Überfall übernommen. Die Taliban haben kürzlich ihre Angriffe auf Regierungstruppen wieder aufgenommen, obwohl sie ein Friedensabkommen mit den USA unterzeichnet haben, sie haben aber eine Beteiligung an dem Vorfall abgestritten.

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